Rundfunkgeschichte vom 24. August

Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin startet 1989 der damalige Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling das Digitale Satelliten-Radio (DSR). Es ist die erste Radioausstrahlung auf digitalem Wege bis zum Hörer. Über die Satelliten DFS1 Kopernikus und TV SAT 2 sowie über das Kabelnetz der Deutschen Bundespost Telekom ist ein Paket mit 16 Hörfunkprogrammen bundesweit zu empfangen. Für den Empfang benötigt man allerdings einen speziellen DSR-Empfänger, der anfangs deutlich mehr als 1000 DM kostete. Für Satellitenempfang war zusätzlich eine kleine Flachantenne mit einer Kantenlänge von nur 30 cm erforderlich.

Lange läuft die Sache nicht rund: Zum Jahresende 1994 wird die Aussendung über den Satelliten TV SAT 2 abgeschaltet. Dadurch ist das Programm nur noch über den Satelliten Kopernikus oder über eines speziellen Receiver über das Kabelfernsehen der Telekom zu empfangen. Im Januar 1999 wird DSR trotz der Proteste vieler Hörer abgeschaltet.


Rundfunkgeschichte vom 22. August

Der erste öffentliche Radiosender der Schweiz wird 1922 in Lausanne auf dem Champ-de-l'Air in Betrieb genommen. Eigentlich gehört der Sender zu dem dortigen Flugplatz. Über ihn werden die ersten regelmäßigen Sendungen ausgestrahlt – es sind Nachrichten und Wettermeldungen. In den Pausen werden Schallplattenaufnahmen gesendet.


Rundfunkgeschichte vom 20. August

„Mit dem Ton des Zeitzeichens ist es 18 Uhr... Piep, Piep, Piieep!“ Vielleicht haben so die Radionachrichten begonnen, als unsere Eltern klein waren. Für lange Zeit sind die gesprochenen Nachrichten im Radio für die breite Masse die schnellste Möglichkeit, Neuigkeiten zu erfahren. Die ersten werden am 20. August 1920 ausgestrahlt, vom Sender WWJ in den USA (streng genommen sogar von dessen Vorgänger, der Amateurstation 8MK). Allerdings werden die News nicht stündlich aktuell vorgelesen, sondern nur einmal am Tag. Dafür richtet der Sender im Zeitungsgebäude der „The Detroit News“ sogar ein Studio ein.

Zu Beginn sind nur wenige, mehr oder weniger zufällige Zuhörer dabei. Das ist auch so bezweckt, denn es soll in Ruhe das Equipment getestet werden. Doch bald wird es ernst: Am 31. August 1920 kann man es auf der Frontseite der „The Detroit News“ lesen: Ab sofort werden abends Nachrichten über der „Detroit News Radiophone“-Service übertragen. Es sind Vorwahlergebnisse, die als „Breaking News“ ausgestrahlt werden.

Am nächsten Tag enthält die Titelseite der Zeitung Jubelberichte über den Erfolg der Wahlsendung: „Die Übertragung der Wahlergebnisse durch das Radiophon der Detroit News am Dienstagabend war voller Romantik und muss in die Geschichte der Eroberung der Elemente durch den Menschen als ein gigantischer Schritt in seinem Fortschritt eingehen.“ Hüstel, von vornehmer Zurückhaltung ist keine Spur!

Schon früh steigt der Sender in die Sport-Berichterstattung ein, sendet beispielsweise Zwischenstände von Boxkämpfen oder Baseball-Spielen. Im März 1922 ändert der Sender sein Rufzeichen in WWJ – bis heute hat er es behalten und sendet ein News-Talk-Format.


Rundfunkgeschichte vom 19. August

Dieser Radiosender ist von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der Popmusik: Radio Caroline. Er sendet von einem Schiff aus. Doch am 19. August 1989 ist damit erst einmal Schluss: Niederländische und britische Behörden entern das Schiff „Ross Revenge“ in internationalen Gewässern in der Nordsee und zwingen den Sender, den Betrieb einzustellen. Die Discjockeys berichten den staunenden Zuhörern bis zum Schluss von den Ereignissen:

http://dxradio.co.uk/audio/Caroline_558_19aug1989.mp3

Es ist das erste Privatradio in Großbritannien und für die Entwicklung der Popmusik von zentraler Bedeutung: Radio Caroline. Gegründet wird es 1964 von dem irischen Musikproduzenten Ronan O’Rahilly als Piratensender. Gesendet wird von einem Schiff aus, der „Fredericia“, ohne irgendeine Lizenz. Das Schiff ankert drei Meilen vor Essex in der Nordsee, denn drei Meilen vor der Küste gilt auf einem Schiff das Recht des jeweiligen Landes, unter dessen Flagge es fährt. Auf der „Fredericia“ befindet sich ein Mittelwellensender mit 10 kW Leistung.

Den Sendebetrieb startet die illegale Truppe am Karsamstag 1964. Der erste Song ist „Not Fade Away“ der Rolling Stones. Die ersten Sendungen der Radiopiraten sind amateurhaft – aber sie kommen an! Für die britische Bevölkerung ist es etwas völlig Neues, durchgehend Musik hören zu können. Es werden bei Radio Caroline keine Reden übertragen, keine Vorträge, es gibt keine langatmigen Gartentipps oder Kochrezepte.

Radioexperten nehmen an, dass im Herbst 1964 mehr Menschen den Piratensender gehört haben als die drei BBC-Programme zusammen. Bands wie „The Who“ oder „Status Quo“ werden erst durch die Piratenfunker bekanntgemacht, vorher gibt es für sie kein Medium, das ihre Musik ausstrahlt.

Wie es an Bord zugeht, kann man erahnen, wenn man den Film „Radio Rock Revolution“ sieht, der als Vorlage Radio Caroline hat. Mehrmals muss der Sender den Betrieb einstellen – mal wegen staatlicher Eingriffe wie am 19. August 1989, mal wegen der rauen See. Bis 1990 wird von verschiedenen Schiffen aus gesendet, später dann über Satellit, heute über Webradio.


Rundfunkgeschichte vom 18. August

Reichspropagandaminister Josef Goebbels eröffnet 1933 die 10. Große Deutsche Funkausstellung in Berlin. Die Sensation der Ausstellung: Der Volksempfänger. Die Rundfunkfirmen sind verpflichtet, das Gerät baugleich zu produzieren. Das spart Kosten, macht das Gerät für jeden Haushalt erschwinglich. Bis Ende 1933 werden 850000 Exemplare des Radios verkauft, das einheitlich 76 Reichsmark kostet.

Die Typenbezeichnung des Volksempfängers lautet „VE 301“, diese Kombination verweist auf den 30. Januar, jenen Tag, an dem die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernommen haben.

Durch die rasche Verbreitung wird der Apparat zum wirksamen Propagandainstrument des NS-Staates. Eine Parole lautet: „Ganz Deutschland hört den Führer mit dem Volksempfänger!“ Allein 1933 werden 50 Hitlerreden übertragen.


Rundfunkgeschichte vom 16. August

Eine Eilmeldung wird bei Radiosendern weltweit verlesen, die Millionen Menschen erschüttert: Elvis Presley ist tot. Es ist der 16. August 1977 und der „King of Rock'n'Roll“ stirbt im Alter von nur 42 Jahren in Memphis, US-Bundesstaat Tennessee.

WCBS-FM berichtet ab der ersten „Breaking News“ ohne Unterbrechung:

www.youtube.com/watch?v=EwuA5BNL6wY

WCBS-FM-Moderator Jim Harrington erinnert sich an diese Aufnahme: „Ich hatte gerade die Studios in der 52. Straße in NYC betreten. Dick Heatherton war noch auf Sendung und die ersten Takes auf diesem Band sind von ihm. Dann, für den Rest des Abends, waren ich und Curt Chaplin auf uns allein gestellt. Curt arbeitete wie ein einarmiger Tapezierer und ich versuchte verzweifelt, alles in der Sendung zusammenzuhalten. Ich bin erstaunt, dass jemand eine Kopie dieses Bandes hatte und es veröffentlicht hat. Ich höre mich jung an... und ein bisschen nervös... und ich schätze, das war ich auch.“

Elvis Presley ist der meistverkaufte Solokünstler in der Musikgeschichte. Er war in vielen Genres kommerziell erfolgreich, darunter Pop, Country, Blues und Gospel. Er gewann drei konkurrierende Grammys, erhielt den Grammy Lifetime Achievement Award im Alter von 36 Jahren und wurde in verschiedene „halls of fame“ aufgenommen.


Rundfunkgeschicht vom 14. August

Der Zweite Weltkrieg im Pazifik endet mit der Kapitulation Japans am 14. August 1945. Zuvor hatten die USA mit zwei Atombombenabwürfen auf Hiroshima am 6. und Nagasaki am 9. August das Land in die Knie gezwungen. Für Radioreporter ist es ein arbeitsreicher Tag, der mit der größten Hörerzahl bis zu diesem Zeitpunkt gewürdigt wird. Erhalten geblieben ist die Aufnahme des Senders WOR, New York City, und des Mutual Broadcasting System Network. In einer Garage in Kalifornien sind bespielte Platten aufgefunden worden. Hier kann man hereinhören:

https://archive.org/details/Japanese_Surrender_News_1

Eine riesige Menschenmenge versammelt sich auf dem Times Square, um zu feiern. Die New Yorker jubeln, winken und schwenken amerikanische Fahnen zur Feier des Kriegsendes.

Den Zeitungen ist es am folgenden Tag eine Meldung wert. Die „New York Times“ titelt: „Hektischster Tag für Radio-Ketten“.


Rundfunkgeschichte vom 13. August

Die US-Regierung erlässt am 13. August 1912 eines der weltweit ersten Gesetze zur Regelung des Funkverkehrs und Radiowesens, den „Radio Act of 1912“.

Das Gesetz wurde wenige Monate nach dem Untergang der „Titanic“ erlassen, allerdings hatten die Arbeiten daran schon sehr viel früher begonnen. Die Schiffskatastrophe beschleunigte allerdings das parlamentarische Verfahren. Der Hintergrund ist, dass sich Kapitäne und Funker von Seeschiffen offiziell darüber beschwert haben, dass Sender auf dem Festland ihre Notfrequenzen stören. Es führte die Konzessionspflicht für Funkstationen ein, regelte den Notverkehr im Seefunk und beschränkte den Amateurfunkdienst auf Wellenlängen kürzer als 200 Meter.

Eine der wichtigsten Regelungen ist das Notsignal SOS: „The distress call used shall be the international signal of distress ...---...“

Da damals noch nicht bekannt ist, wie weit man auf Kurzwelle senden kann, werden diese Frequenzen als weniger nützlich angesehen. Das Gesetz ist 15 Jahre lang gültig. Allerdings erkennt man, dass es nicht wirkungsvoll genug ist, um alle wichtigen Dinge rund um Funk und Radio zu regeln, aher erlässt die US-Regierung 1927 eine weitreichende Neuauflage.


Rundfunkgeschichte vom 11. August

Ein Witz von US-Präsident Ronald Reagan sorgt 1984 für große Proteste: Bei einer Radio-Mikrofonprobe auf seinem kalifornischen Landsitz „Ranchio del Cielo“ scherzt er, dass er ein Gesetz unterschrieben habe, welches Russland auf ewig für vogelfrei erklärt. Er schließt mit den Worten: „Wir beginnen in fünf Minuten mit der Bombardierung“. Reagan ahnt nicht, dass das alles schon mitgeschnitten wurde. Reagan meint es lustig, bekommt aber aus Ost wie West kräftig Gegenwind. Er habe „herausposaunt, was er ständig im Sinn hat“, schreibt beispielsweise die sowjetische Parteizeitung „Prawda“.

Es bleibt nicht der einzige Audio-Ausfall des US-Präsidenten: 1986 hören Reporter, die Reagan im Weißen Haus befragt hatten, beim Hinausgehen über die Lautsprecheranlage, wie er ein ärgerliches „Hurensöhne“ („sons of bitches“) vor sich hinmurmelt. Schon 1982 hatte er bei einem Mikrofontest gesagt: „Liebe Mitbürger! Gestern hat die polnische Regierung, eine Militärdiktatur, ein Haufen nichtsnutziger, lausiger Penner...“ Nun ja... Seine Karriere begonnen hatte Reagan übrigens ausgerechnet beim Radio. Als Sportreporter für den Rundfunksender WHO in Des Moines berichtete er über Baseball-Spiele.


Rundfunkgeschichte vom 10. August

Showdown vor Gericht: Am 10. August 2017 sagt US-Sängerin Taylor Swift gegen einen früheren Radio-DJ im Alfred A. Arraj Courthouse in Denver im US-Bundesstaat Colorado aus. Es geht um sexuelle Belästigung. Die damals 27-Jährige wirft dem Moderator David Mueller vor, ihr im Juni 2013 bei einem Fototermin unter den Rock gegriffen und sie begrapscht zu haben. „Das war nicht aus Versehen, das war vollkommen absichtlich, ich war mir in meinem ganzen Leben einer Sache noch nie so sicher“, hatte Swift erklärt. Der Beschuldigte hingegen behauptete, er habe lediglich „den Brustkorb, eine Rippe oder Rippen“ berührt.

Fünf Tage später kann Taylor Swift einen juristischen Sieg erringen: Das Gericht gibt ihrer Klage statt. Die acht Geschworenen entschieden, dass Mueller der Sängerin als Entschädigung für sexuelle Belästigung einen symbolischen Betrag in Höhe von einem US-Dollar zu zahlen hat.

Nach einem Anruf von Swifts Management hatte Mueller seinen Job als DJ beim Lokalsender KYGO in Denver verloren. Zunächst hatte er gegen die Sängerin, ihre Mutter und ihren Manager geklagt, weil er sie für den Verlust seines Jobs verantwortlich machte. Er hatte bis zu drei Millionen US-Dollar Schadenersatz gefordert. Da reichte es Swift dann doch: sie verklagte Mueller wegen sexueller Belästigung ein. Es gehe ihr um einen symbolischen Dollar und die Chance, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen, so die Klageschrift.

Das Gericht entschied, dass Swift keine Verantwortung für Muellers Entlassung trage. Ihre Mutter und ihr Management hätten auch das Recht gehabt, den Arbeitgeber Muellers zu kontaktieren. Die Sängerin bedankte sich bei ihren Unterstützern. Sie wisse um ihre privilegierte Situation, schrieb Swift. Aber sie hoffe, dass sie denjenigen helfen könne, „deren Stimmen auch gehört werden sollten“.