Rundfunkgeschichte: Audio-History vom 15.02.
Es ist die erste öffentliche Widerstandsaktion gegen Adolf Hitler: Am 15. Februar 1933 hält er eine Rede in der damaligen Stadthalle in Stuttgart, die live im Radio übertragen wird. Zwei Wochen zuvor ist er in Berlin zum Reichskanzler ernannt worden. Und es ist Wahlkampf, der Reichstag soll neu gewählt werden.
Doch um 21.17 Uhr verstummt Hitler für die Hörer des Süddeutschen und Südwestdeutschen Rundfunks. Ein oberirdisches Rundfunkkabel in einer Hofeinfahrt in der Werderstraße 20 in Stuttgart ist in rund vier Metern Höhe durchtrennt worden. Wer für die Sabotage verantwortlich ist, kann zunächst nicht aufgeklärt werden. Zur Verantwortung gezogen werden drei Postbeamte, weil damals die Post für die Rundfunkkabel verantwortlich ist. Die drei Beamten werden kurzzeitig beurlaubt.
Durchgeführt wird die Tat von den vier jungen Arbeitern Wilhelm Breuninger, Alfred Däuble, Hermann Medinger und Eduard Weinzierl, Anhängern der KPD. Sie haben das Übertragungskabel mit einem Beil durchschlagen. Als „Kabelattentat“ geht die Aktion in die Geschichte ein. Sie können ihre Tat aber offenbar nicht für sich behalten, zwei Jahre später werden die jungen Widerstandskämpfer dadurch aufgespürt. Der Staatsanwalt fordert eine Bestrafung wegen Hochverrats, das Gericht aber sieht es als strafmildernd, dass die KPD zur Tatzeit noch nicht verboten ist. So werden die vier nur zu Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt.
Wer ihnen die Anregung gab? Es könnte Kurt Hager gewesen sein, später Mitglied des SED-Politbüros der DDR. Aber auch der Postangestellte Theodor Decker wird genannt. Er wird 1935 aus anderen Gründen verhaftet und später im KZ Mauthausen ermordet.