Rundfunkgeschichte vom 02. Mai

Der Rundfunk ist extrem wichtig im Krieg – und nach dem Krieg. Daher ist klar, dass das Haus des Rundfunks in Berlin ein wichtiges Ziel der vorrückenden Roten Armee im Frühjahr 1945 ist.

Am 30. April hisst ein sowjetischer Soldat auf dem Brandenburger Tor als Siegeszeichen die Rote Fahne und Adolf Hitler erschießt sich im Bunker seiner Reichskanzlei. Der Propaganda- und Durchhaltefunk verstummt, der sich in den letzten Tagen des NS-Regimes noch mit dem Attribut „Kampfsender Berlin“ schmückt. Die deutschen Soldaten bekommen den Befehl, das Haus des Rundfunks zu sprengen, doch sie führen ihn nicht aus. Noch etwa 30 bis 40 Mitarbeiter harren aus, beenden von sich aus am 1. Mai den Sendebetrieb.

Das riesige Gebäude ist unversehrt. Die Rote Armee weiß um die Bedeutung, will möglichst schnell wieder Rundfunksendungen anbieten. Eine Rote-Armee-Einheit unter dem Kommando von Major Popov, selbst Fachmann für Hochfrequenztechnik, findet am 2. Mai morgens den expressionistischen Klinkerbau völlig verlassen. Popov kennt sich in dem weitläufigen Komplex gut aus: er war von 1931 bis 1933 Volontär beim Reichsrundfunk gewesen. Der 2. Mai wird zu einem wichtigen Datum für den Rundfunk in der deutschen Hauptstadt. Unter Popovs Führung wird das Funkhaus schnell wieder in Betrieb genommen und die Sendemasten in Tegel werden instandgesetzt, so dass am 13. Mai der – noch improvisierte – Sendebetrieb wiederaufgenommen werden kann.

Die Schlüsseljobs im Funkhaus bekommen von Anfang an moskautreue KPD-Funktionäre. Zum ersten Intendanten des neuen „Berliner Rundfunks“ wird der damals 33-jährige Hamburger Kommunist Hans Mahle ernannt, der sich während des Exils seine Sporen beim Moskauer Rundfunk und als stellvertretender Chefredakteur des „Senders Freies Deutschland“ verdient hat.