Rundfunkgeschichte vom 31. Mai

Am 31. Mai 1949 versammeln sich 35000 Menschen im Stadion der New York Yankees – aber nicht für ein Spiel, sondern um eine Radiomoderatorin zu ehren, Mary Margaret McBride. Heute ist ihr Ruhm verblasst, aber in den 1940er Jahren ist sie die „First Lady des Radios“. Jeden Tag hören ihr Programm, das Hausfrauen als Zielgruppe hat, zwischen sechs und acht Millionen Zuhörer.

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Mary Margaret McBride hat ihren eigenen Interviewstil und sie bekommt alle vor das Mikrofon: Schauspielerinnen, Künstler, Politiker. Natürlich wird in einer derart erfolgreichen Sendung auch Werbung geschaltet, allerdings akzeptiert sie nur Werbung für Produkte, die sie persönlich für gut befunden hat. Tabak- und Alkoholwerbung lehnt sie kategorisch ab. Für ihre Verdienste wird McBride später ein Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“ verliehen.


Rundfunkgeschichte vom 29. Mai

Comedian Bob Hope wird am 29. Mai 1903 in London geboren, kommt mit vier Jahren mit seiner Familie in die USA. Er ist Schauspieler, Sänger, Tänzer, Athlet und Autor. Seine Karriere dauert 80 Jahre, er spielt in 70 Filmen mit, in 54 spielt er die Hauptrolle. 19 Mal moderiert er die Oscar-Verleihung, öfter als alle anderen, und schreibt 14 Bücher.

Ab 1934 hört man ihn im Radio, schnell kommt er zum Film. Sein Timing ist berühmt, er kann in irrsinniger Geschwindigkeit Witze reißen, oft auch solche auf seine eigenen Kosten. Für NBC ist er in ungezählten TV-Sendungen zu sehen – übrigens ist er der erste, der Schlagwort-Karten, auf denen das Wichtigste notiert ist. Zwischen 1941 und 1991 unternimmt er 57 Tourneen, in denen er US-Militärangehörige unterhält, auch das ein Rekord.

In Rente geht Bob Hope 1997, sechs Jahre später stirbt er, im Alter von 100 Jahren. Hier zur Erinnerung Hopes Monolog der Oscars 1975: https://www.youtube.com/watch?v=cRSAhrqpTBI


Rundfunkgeschichte vom 28. Mai

Scherzanrufe sind auch heute im Radio gerne gehört – einen der ersten hat es am 28. Mai 1958 gegeben. Die Zutaten: zwei rivalisierende Radiosender in New York City, der spätere französische Präsident Charles de Gaulle und eine Stewardess. Dazu später.

Der eine Sender, 1010WINS jedenfalls veräppelt den Rivalen WMGM 1050 AM ganz gewaltig. Der kleinere Sender WMGM ist erpicht darauf, den größeren Sender WINS auszustechen. Und das große Nachrichtenthema an diesem Tag ist der Zusammenbruch der französischen Regierung. Die WMGM-Nachrichtenredaktion beschließt, alles auf eine Karte zu setzen. Der Sprecher kündigt an: „Möglicherweise wird heute eine neue Regierung mit General de Gaulle an der Spitze gebildet. WMGM hat eine Fernverbindung nach Übersee zu General de Gaulle, um Ihnen ein direktes Interview zu bringen…“

Als ob de Gaulle ans Telefon geht, wenn ein New Yorker Radiosender anruft. Auch bei WINS hört man die großspurige Ankündigung… Und tatsächlich klingelt kurz darauf bei WMGM das Telefon, eine Telefonistin aus Übersee ist dran - zumindest behauptet sie das. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Der angebliche General mit tollem französischem Dialekt besteht darauf, live auf Sendung genommen zu werden und das passiert dann auch. Zu hören im gesamten Nordwesten der USA.

Nach einigen Fragen des Interviewers allerdings fragt der angebliche General de Gaulle: „Monseuir, können Sie mir noch einmal sagen, mit wem ich hier spreche?“ Oha, die Antwort WMGM gefällt ihm nicht: „WMGM?“, wiederholt der angebliche General. „Jeder weiß doch, dass der beste Radiosender in New York WINS ist.“ Dann schrie er: „Viva la France!“ Es folgt hysterisches Gelächter.

Die Zeitungen sind voll von dem Vorfall, WMGM ist stinksauer. Und was macht WINS? Den ganzen Nachmittag über sagen die Moderatoren die Zeit auf Französisch an! Am Tag danach eine weitere Beleidigung, bei WMGM trifft ein Telegramm ein, nachweislich verschickt aus Paris. Es lautet: „Ich wurde unterbrochen. Was ist passiert? --Charles de Gaulle.“

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Es vergehen sage und schreibe 26 Jahre, bis ein stellvertretender Programmdirektor von WINS gesteht, dass man bei der Konkurrenz angerufen hat – komplett mit „voraufgezeichnetem transatlantischem Rauschen“. Die Idee hatte der WINS-Nachrichtenchef Tom O'Brien. Und das gefälschte Telegramm verschickte seine Verlobte, eine Stewardess, die in Paris arbeitete…


Rundfunkgeschichte vom 27. Mai

Ein legendäres Unternehmen wird 1903 gegründet: Telefunken. Es baut Sende- und Empfangsgeräte für die Funktelegrafie und den Rundfunk. Gegründet wird es als Gemeinschaftsunternehmen, weil sich zwei Firmen über Patente stritten: Siemens und AEG. Beide hatten nämlich Techniken zur drahtlosen Nachrichtenübermittlung entwickelt, die eine für die Kaiserliche Marine, die andere für das Heer. Insgesamt hielt Telefunken um die 20000 Patente.


Rundfunkgeschichte vom 24. Mai

"Germany 12 points – Allemagne 12 points – Deutschland 12 Punkte" – das hören die Musikfans gerne beim Eurovision Song Contest (ESC). Der erste europäische Sangeswettbewerb findet am 24. Mai 1956 statt,

Beschaulich geht es zu, im Kurhaus Lugano in der neutralen Schweiz. Es gibt noch keine Punktetabelle und die Wertungen bleiben geheim. Jede teilnehmende Nation schickt zwei Jurymitglieder, und die bewerten jeden einzelnen Song – auch die Titel des eigenen Landes. Richtig, die Titel, denn jedes Land darf zwei einreichen, nicht wie später nur einen.

Nur sieben Länder nehmen teil: Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz. Auch Großbritannien, Dänemark und Österreich wären gerne dabei gewesen, haben aber leider den Anmeldeschluss verpasst. Ups! Es gewinnt 1956 Lys Assia aus der Schweiz mit „Refrain“.

Mit der Beschaulichkeit ist es danach schnell vorbei. Beim ESC sind die Rundfunkanstalten aller Staaten der EBU teilnahmeberechtigt. Dieser Rundfunkunion gehören mehrheitlich Europäische und einige Radio- und Fernsehstationen benachbarter Staaten an. Der ESC erreicht dabei jedes Jahr über 180 Millionen Zuschauer weltweit.


Rundfunkgeschichte vom 23. Mai

Eine politische Debatte wird erstmals 1922 im Radio übertragen. Die Station WJH aus Washington, D.C. ließ zwei Vertreter der Pro- beziehungsweise Contra-Meinung über die Einführung der Sommerzeit debattieren. US-Präsident Warren G. Harding wollte den Arbeitsbeginn für die Regierungsmitarbeiter auf acht Uhr früh verlegen, damit das Tageslicht besser ausgenutzt werden konnte. Das Motto der Kampagne: „Daylight Saving Time is an advantage“. Er konnte sich letztendlich damit aber nicht durchsetzen, nur sehr wenige Leute wollten freiwillig früher aufstehen, der Plan wurde zu den Akten gelegt.


Rundfunkgeschichte vom 22. Mai

Am 22. Mai 1922 wird die Deutsche Stunde gegründet. Sie beantragt sofort eine Sendegenehmigung bei der Reichspost. Nach dem Gesellschaftsvertrag ist die Aufgabe der Deutschen Stunde „die gemeinnützige Veranstaltung von öffentlichen Konzerten und Vorträgen, belehrenden, unterhaltenden sowie alle weitere Kreise der Bevölkerung interessierenden Darbietungen auf drahtlosen Wege im Deutschen Reiche“.

Der Rundfunk steckt zu dieser Zeit in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Zwar haben erste Sendungen schon für Furore gesorgt, aber es gibt de facto keinen wirklichen Rundfunk. Anders als beispielsweise in den USA soll Radiohören in Deutschland ein Gemeinschaftserlebnis sein, so stellen es sich die Macher vor. Die Deutsche Stunde konzipiert ihr Programm als so genannten „Saalfunk“, der in Kino- und andere Versammlungsräume übertragen werden soll. Doch der Erfolg bleibt aus, das liegt an der noch schlechten Ton- und Übertragungsqualität und auch an der mangelnden Qualität der verwendeten Lautsprecher – mit Kopfhörern versteht man die Sendungen besser. Daher wird der Plan eines zentralisierten deutschen Rundfunks erst einmal aufgegeben.

Private Investoren gründen aber schon bald gemeinsam mit der Reichspost regionale Rundfunkgesellschaften. 1923 gründet sich der erste Radioclub in Berlin, außerdem entsteht der Verband der Rundfunkindustrie. Die erste Unterhaltungssendung im Radio wird am 29. Oktober 1923 ausgestrahlt.


Rundfunkgeschichte vom 20. Mai

Der Erfinder Emil Berliner wird am 20. Mai 1851 in Wolfenbüttel geboren. Schon in jungen Jahren wandert er in die USA aus. Dort entwickelt er im Jahr 1877 ein funktionierendes Mikrofon, das mit Kohlekontakten arbeitet, die eine leitende Verbindung herstellen. Die Erfindung verkauft er für 50000 US-Dollar an die Bell Telephone Company, die es im neu gerade erst entwickelten Telefon einsetzt.

Berliner ruht sich nicht aus, sondern investiert das Geld in ein Forschungslabor. Er gründet eine die erste europäische Gesellschaft zur Produktion von Telefonteilen, meldet 1887 ein Patent auf einen scheibenförmigen Tonträger an, in den eine Rille geritzt und so Schwingungen konserviert werden – die Schallplatte ist geboren. Bestandteil des Patents ist auch ein Aufnahme- und Abspielgerät, das ursprüngliche Grammophon. Der große Vorteil der Schallplatte gegenüber dem Tonzylinder von Thomas Alva Edison ist, dass Schallplatten industriell und schnell hergestellt werden können, während die Tonzylinder einzeln zu bespielen sind.

Aber auch Erfindungen aus anderen Bereichen gehen auf Berliners Konto: So ein besonderer Parkettboden und ein Hubschrauber. Berliner stirbt im Jahr 1929 in Washington, D.C.


Rundfunkgeschichte vom 19. Mai

Und wenn es vielleicht nicht ganz wahr ist, so ist es doch eine nette Anekdote: Am 19. Mai 1926 ist Erfinderlegende Thomas Edison bei einem gesetzten Essen der National Electric Light Association in Atlantic City (US-Bundesstaat New Jersey) dabei. Als er gebeten wird, in ein Mikrofon zu sprechen, um einige Worte zu sagen, ist er etwas baff und bringt nur heraus: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist das erste Mal, das ich in eines von diesen Dingern spreche. Gute Nacht!“

Kann es wirklich sein, dass Edison erst mit 79 Jahren zum ersten Mal ein Mikrofon in der Hand hält? Immerhin hat er ja schon 1878 das Patent für seinen Phonographen erhalten. Die Maschine ist eine Art Diktiergerät, arbeitet aber tatsächlich ohne Mikrofon. Ein Schalltrichter nimmt das akustische Signal auf, er endet in einer kleinen Nadel. Diese berührt einen Zylinder, der mit Zinn überzogen ist und sich dreht. Wenn man in den Schalltrichter spricht, gerät die Nadel im Takt des Schalls ins Schwingungen und fräst eine Rille ins Wachs. Wenn man nun die Nadel an den Anfang der Rille setzt und der Zylinder sich dreht, erklingt der „aufgezeichnete“ Schall wieder aus dem Trichter.


Rundfunkgeschichte vom 16. Mai

Der Ingenieur Jack Mullin zeigt am 16. Mai 1947 das Magnetophon auf dem Kongress des Institute of Radio Engineers. Das Tonbandgerät ist eines der ersten Aufnahmegeräte, das Magnetband für die Aufnahme von Sprache und Musik verwendet. Mullins Recorder sorgt für Aufsehen und viele Zuhörer können den Unterschied zwischen der aufgenommenen und der Live-Performance nicht erkennen. Auch Bing Crosbys technischer Direktor bekommt die Vorführung mit, sein Chef ist von der erstaunlichen Klangqualität beeindruckt und erkennt sofort das große kommerzielle Potenzial der neuen Geräte. Crosby ist zu dieser Zeit wohl der größte Star im Radio.

Bis zu diesem Zeitpunkt werden die meisten voraufgezeichneten Programme wie Serien und Dramen auf Schallplatte produziert, aber Live-Musik ist zu dieser Zeit der Standard im amerikanischen Radio.

Die Idee der Tonaufzeichnung auf Magnetband hat Mullin allerdings nicht selbst gehabt, sondern einigermaßen schamlos kopiert: Deutsche Techniker haben es geschafft, schon 1940 Magnetbänder zu entwickeln, die von ausgezeichneter Qualität sind. Als US-Soldat ist Mullin dafür eingeteilt, alle Geheimnisse dieser Art von Tonaufzeichnung herauszufinden. Er leistet ganze Arbeit, nimmt 1945 zwei AEG-Tonbandmaschinen und 50 Magnetbänder der IG Farben mit in die US. Zwei Jahre lang analysierte er die Funktionsweise und verbesserte die Maschinen.