Rundfunkgeschichte vom 31. Dezember

Eine Ära geht 2015 in Deutschland zuende: Die letzten Mittelwellensender werden abgeschaltet, über die der Deutschlandfunk verbreitet wurde. Damit geht in Deutschland die 95 Jahre lange Zeit der analogen Verbreitung amplitudenmodulierter Rundfunksignale zu Ende.

Deutschlandradio und die öffentlich-rechtlichen Sender folgen einer Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs. Diese hatte den Finanzbedarf für den Aufbau des Digitalradios genehmigt und dafür das Ende der Mittelwelle gefordert. Das Digitalradio im Standard DAB+ wird von den öffentlich-rechtlichen Sendern als das Radio der Zukunft betrachtet.
Im September 2013 endet bereits die Mittelwellen-Verbreitung des Programms Deutschlandradio Kultur. Im Sommer 2015 verschwindet mit der Sprengung des 160 m hohen Sendemastes in Berlin-Britz das letzte sichtbare Relikt der analogen Mittelwellen-Verbreitung in der Hauptstadt. Der Mast gehörte zu den höchsten Bauwerken in Berlin.


Rundfunkgeschichte vom 27. Dezember

Die Radio City Music Hall in New York City wird 1932 mit einer spektakulären Bühnenshow eröffnet. Schnell hat sie den Beinamen „Showplace of the Nation“. Erbaut wird der Konzertsaal im Herzen von Manhattan auf einem Gelände, auf dem eigentlich das Metropolitan Opera House entstehen sollte. Mit der Wirtschaftskrise 1929 wurden diese Pläne allerdings fallengelassen, der Weg war frei für die Radio City. Schnell gilt der Konzertsaal als Mekka der US-Radioausstrahlung. Er gehört zum Rockefeller Center und ist mit fast 6000 Plätzen zur Zeit seiner Eröffnung auch das weltgrößte Auditorium. Die Halle ist 1999 komplett renoviert worden, seit diesem Jahr werden in der Radio City Music Hall jedes Jahr die MTV Video Music Awards verliehen. Auch Events wie die Tony Awards und die Daytime Emmy Awards finden dort statt.


Rundfunkgeschichte vom 26. Dezember

Für US-Erfinder Edwin Howard Armstrong ist dieses Weihnachtsfest ein besonderes: am 26. Dezember 1933 erhält der Elektroingenieur vier Patente zur Technik der Frequenzmodulation.

Ein großes Problem der damaligen Technik ist die Anfälligkeit der benutzten Amplitudenmodulation für atmosphärische Störungen. David Sarnoff, der Präsident der mächtigen RCA, bittet Armstrong, er möge doch eine „kleine schwarze Kiste“ entwickeln, die die statischen Störungen beim AM-Empfang entfernen könne. Armstrong erkennt, dass er diesem Problem nur mit einer anderen Modulationsart beikommen kann.

Armstrongs Überlegungen münden in die Entwicklung der Frequenzmodulation (FM), bei der die Trägerfrequenz durch das zu übertragende Signal verändert wird. So wird eine Tonübertragung möglich, deren Frequenzumfang dem des menschlichen Gehörs entspricht. 1934 und 1935 führt er große Feldversuche von einem Labor aus durch, das RCA im 85. Stock des Empire State Building errichtet hat.

Eine Präsentation im Hauptquartier der Federal Communications Commission (FCC) macht 1936 Schlagzeilen: Armstrong spielt eine Jazz-Platte über konventionelles AM-Radio ab und schaltet dann auf eine FM-Übertragung um. Ein Reporter notiert: „Hätten die 50 Zuhörer ihre Augen geschlossen, hätten sie geglaubt, die Jazzband sei im selben Raum. Es gab keine Fremdgeräusche.“

Doch RCA reagiert zurückhaltend, zu groß scheinen die erforderlichen Umstellungen auf der Sender- und der Empfangsseite zu sein. Armstrong selbst investiert in Sender und Empfänger, doch der Lizenzverkauf läuft nur schleppend. Der Zweite Weltkrieg unterbricht viele Investitionen. Die Aufsichtsbehörde FCC ändert dann auch noch den für das Radio vorgesehenen Frequenzbereich von um die 40 Mhz auf 88–108 Mhz. Dadurch werden mehr als eine halbe Million UKW-Radios und ca. 50 UKW-Sendestationen unbrauchbar. Für Armstrong eine Katastrophe, er bringt sich um. Den Siegeszug der UKW-Technik kann er nicht mehr miterleben.


Rundfunkgeschichte vom 25. Dezember

Es ist ein legendäres Weihnachtslied, die Single ist die meistverkaufte in der Geschichte der Schallplatte: Irvin Berlins Song „White Christmas“, gesungen von Bing Crosby. Zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu hören ist das Lied am ersten Weihnachtsfeiertag 1941 in der NBC-Radioshow „The Kraft Music Hall“. Wenige Wochen zuvor hat die japanische Armee den Stützpunkt Pearl Harbour angegriffen, die USA haben Japan daraufhin den Krieg erklärt.

Bing Crosby wird unterstützt von den Ken Darby Singers und dem John Scott Trotter Orchestra. Zunächst hat der Entertainer in dem Lied nichts Besonderes gesehen. Der Erfolg kommt langsam. Möglicherweise kommt während des Zweiten Weltkriegs bei den Hörern besonders gut an, dass der Song eine Mischung aus Melancholie („just like the ones I used to know“) und tröstlichen Bildern von zu Hause ist („where the treetops glisten“). Allein im Jahr 1942 steht Crosbys Aufnahme elf Wochen lang an der Spitze der Billboard-Charts.


Rundfunkgeschichte vom 24. Dezember

Dem kanadischen Physiker und Erfinder Reginald Aubrey Fessenden gelingt an Heiligabend 1906 die erste Radiosendung der Welt, sie ist in einem Umkreis von 18 Kilometern zu empfangen. Zunächst spielt er auf seiner Geige das Lied „O heilige Nacht“ von Charles Gounod, anschließend liest er ein paar Verse aus dem Lukas-Evangelium. Schließlich spielt er noch eine Schallplattenaufnahme des Largo von Georg Friedrich Händel ein. Die erste Radiosendung endet mit Weihnachtsgrüßen. Wieviele Hörer Fessenden hatte? Es sind wohl einige Schiffsbesatzungen. Sie werden von der Sendung überrascht gewesen sein.
Nachrichten und Wettermeldungen im Morse-Code gibt es zu dieser Zeit bereits, aber die Übertragung von Sprache und Musik ist noch nicht möglich. Fessenden gelingt das mit Hilfe eines Hochfrequenzgenerators, der gleichbleibende elektromagnetische Schwingungen, also Radiowellen, aussenden konnte. Über ein Mikrofon wandelt Fessenden seine Stimme in elektrische Wellen um, so dass seine Worte übertragen werden.


Rundfunkgeschichte vom 23. Dezember

Die Erlebnisse eines Radio-DJs während des Vietnam-Krieges kommen am 23. Dezember 1987 in die US-Kinos. „Good Morning, Vietnam“ wird ein sensationeller Erfolg.

Der Film spielt 1965 in Saigon. Robin Williams spielt einen Radio-DJ beim Armed Forces Radio Service, der bei den Truppen sehr beliebt ist, aber seine Vorgesetzten mit seiner „respektlosen Art“ verärgert. Die Geschichte basiert lose auf den Erfahrungen des AFRS-Radio-DJs Adrian Cronauer, der auch Co-Autor des Films ist.

Der emotionale Film ist ein kritischer und kommerzieller Erfolg. Robin Williams gewinnt einen Golden Globe Award als Bester Darsteller und wird für den Oscar als Bester Darsteller und einen BAFTA-Award als Bester Hauptdarsteller nominiert. In Deutschland kommt der Film erst am 8. September 1988 in die Kinos.

 


Rundfunkgeschichte vom 22. Dezember

Das Radio geht 1920 zum ersten Mal in Deutschland auf Sendung: Mitarbeiter der Reichspost senden aus der Hauptfunkstelle Königs Wusterhausen bei Berlin. „Hallo Hallo, hier Königs Wusterhausen auf Welle 2700“, das sind die ersten Worte der ersten Rundfunksendung aus Deutschland.

In monatelangen Versuchen haben Techniker mit einem selbstgebauten Lichtbogensender experimentiert, um damit Sprache und Musik zu übertragen. An diesem Mittwoch ist es dann soweit – um zwei Uhr Nachmittags geht der Sender in Betrieb. Eine zerkratztes Schwarzweiß-Foto, das erhalten geblieben ist, zeigt fünf Angestellte der Deutschen Reichspost.

In einer kurzen Ansprache wird den Hörern ein „kleines, bescheidenes Weihnachtskonzert“ angekündigt. „Stille Nacht, heilige Nacht“ kann man damals hören, gespielt von Klarinette, Harmonium, Streichinstrumenten und Klavier. Es ist eine Sensation! Zum Abschluss wünschen die Sendepioniere ein frohes Weihnachtsfest. Diese Sendung vom Funkerberg in Königs Wusterhausen gilt als Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland.

In den USA ist man viel früher dran, dort gab es 1920 in Pittsburgh sogar schon den ersten kommerziellen Rundfunksender. Er überträgt die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahlen und spielt dazwischen Musik. In Europa ist man noch nicht so weit, die einzelnen Staaten haben lange versucht, wichtige Erfindungen in der Radiotechnik voreinander geheim zu halten. Erst nach dem 1. Weltkrieg geht es voran: Die Deutsche Reichspost übernimmt die Hoheit über das Funkwesen. Der Hochfrequenztechniker und Funkpionier Hans Bredow wird Vorsitzender des Direktoriums der Telefunken-Gesellschaft und Ministerialdirektor im Reichspostministerium.

Er hält 1919 in Berlin einen Vortrag über die Möglichkeiten eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Bredow setzt nicht nur auf Theorie, sondern auch auf Praxis: Wie man Musik und Sprache übertragen kann, führt er gleich während des Vortrags vor, mittels eines Röhrensenders. Er fordert „Rundfunk für jedermann“, eine Art „gesprochene Zeitung“. An einen Unterhaltungswert des Rundfunks glaubt außer ihm aber kaum jemand – bis zum Weihnachtskonzert 1920, das für Furore sorgt. Empfangen werden kann es nämlich überall in Mitteleuropa. Jubel-Telegramme treffen zum Beispiel aus Skandinavien, Luxemburg, den Niederlanden und England ein. Der Bann ist gebrochen.

1921 verwendet Bredow übrigens zum ersten Mal öffentlich die deutsche Bezeichnung „Rundfunk“ für das bisher überall gebräuchliche Wort „Radio“. Kurz zuvor ist er zum Staatssekretär für das Telegrafen-, Fernsprech- und Funkwesen ernannt worden. Schnell beginnt er mit der Organisation eines öffentlichen Rundfunks. Schon 1922 wird der „funktelephonische Dienst“ gegründet, der Wirtschaftsnachrichten übermittelt. Im Jahr darauf wird der Blitzfunkverkehr für Eilmeldungen mit besonders wichtigen Informationen aufgenommen und es werden die ersten Sendungen zur Unterhaltung im Rundfunk ausgestrahlt.

Als die Nazis am 30. Januar 1933 in die Regierung eintreten, reicht Bredow seinen Rücktritt ein. Als seine engsten Mitarbeiter verhaftet werden, bittet er in einem Telegramm an Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Hitler um ihre Freilassung - im Falle der Ablehnung verlangt er, ihr Schicksal zu teilen. Daraufhin wird auch er verhaftet und 16 Monate in U-Haft festgehalten.


Rundfunkgeschichte vom 20. Dezember

In die Ferne schweifen wollen auch die deutschen Radiopioniere in der Anfangszeit des Mediums. 1920 entwickelt die Reichspost den ersten Langwellensender, der für Rundfunkübertragungen von Königs Wusterhausen aus genutzt wird. Um die Reichweite auf Langwelle zu verbessern, wird 1925 ein neuer 5 kW starker Sender aufgebaut, der die Bezeichnung „Deutschlandsender“ bekommt. Doch die Leistungsstärke der Rundfunksender wird ständig erhöht, und so entspricht der Langwellensender Königs Wusterhausen bald nicht mehr seinen Anforderungen.

Daraufhin lässt die Reichspost einen neuen Sender mit 35 kW Leistung bauen. Dieser wird im vier Kilometer von Königs Wusterhausen entfernten Zeesen installiert und erhält die Typenbezeichnung „Deutschlandsender II“. Eingeweiht wird er am 20. Dezember 1927. Seine Leistung wird später zunächst auf 60 kW, danach auf 100 kW erhöht.

Doch das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange bzw. Sendergröße: Herzberg (Elster) wird ausgewählt, um mit dem Deutschlandsender III einen noch stärkeren Sender zu bekommen. Für die Antenne wird ein 337 m hoher Mast errichtet, der zu dieser Zeit das höchste Bauwerk Europas ist. Die Leistung wird nach und nach auf 500 kW erhöht, der Sender wird damit zum damals leistungsstärksten in Europa. Im April 1945 wird er bei einem Bombenangriff stark beschädigt, die gesamte Sendeanlage wird nach dem Zweiten Weltkrieg von den sowjetischen Besatzungsstreitkräften demontiert.


Rundfunkgeschichte vom 19. Dezember

Radiohörer erleben 1959 eine Premiere: die erste Sendung, die über einen Radiosatelliten aus der Erdumlaufbahn verbreitet wird. Ausgestrahlt wird eine Rede des damaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower.
Das US-Raumfahrtprogramm nimmt während seiner Präsidentschaft seinen Anfang, der Sputnik-Schock 1957 wird zum Antreiber. Nachdem die Sowjetunion den ersten Satelliten in den Weltraum befördert hat, setzt ein Wettlauf der beiden politischen Systeme ein. Die USA treiben ihr eigenes Weltraumprogramm voran. Von Sputnik aus werden Pieptöne gesendet, die USA wollen erstmals eine menschliche Stimme aus dem All schicken, die Mission heißt SCORE - „Signal Communication by Orbiting Relay“. Die Aufnahme wird über Kurzwelle ausgespielt. “My message is a simple one“, sagt Eisenhower. „Through this unique means, I convey to you and all mankind America’s wish for peace on earth and good will to men everywhere.” Übersetzt: „Meine Nachricht ist eine einfache. Über diese einzigartige Transportmöglichkeit schicke ich Ihnen und der gesamten Menschheit Amerikas Wünsche für Frieden auf Erden und Gottes Wille an alle Menschen, wo auch immer sie sich aufhalten.“

Festzuhalten bleibt, dass diese Friedensgrüße von einer tödlichen Waffe aus gesendet werden: Die USA nutzen keinen echten Satelliten, sondern funktionieren eine Atomrakete um. Aus der Atlas-Rakete wird die Bombenfracht aus- und ein Radiosender eingebaut.


Rundfunkgeschichte vom 16. Dezember

Die Deutsche Welle wird 1960 per Bundesgesetz zu einer eigenständigen Anstalt des öffentlichen Rechts. Da die Rundfunkanstalten bis dahin alle unter der Hoheit der Bundesländer organisiert sind, müssen bundesweite Sender neu organisiert werden. Die Deutsche Welle soll über Kurzwelle Rundfunksendungen für das Ausland und der Deutschlandfunk soll Rundfunksendungen für (ganz) Deutschland und das europäische Ausland produzieren. Eine per Bundesgesetz errichtete Rundfunkanstalt zur Versorgung der bundesrepublikanischen Bevölkerung ist aufgrund der Kulturhoheit der Länder nicht zulässig, so urteilt das Bundesverfassungsgericht im Februar 1961.
Offizielle Zielgruppen der Programme: Hörer in der DDR, in Osteuropa sowie in westeuropäischen Nachbarländern wie Italien, Frankreich, Benelux, Großbritannien, Irland, Dänemark, Norwegen und Schweden. Faktisch allerdings richtet sich der Deutschlandfunk vor allem an DDR-Bürger, denen eine Alternative gegeben werden soll zum Rundfunk der DDR.