Rundfunkgeschichte vom 01. Dezember

Der Markenname Victrola wird am 1. Dezember 1905 mit der Nummer 50081/2 ins Markenregister eingetragen, für die Victor Talking Maschine Company. Eldridge R. Johnson hat die Eintragung vorgenommen. Der Apparat ist ein besonderer Typ eines Grammophons, deren mechanischen Teile einschließlich Schalltrichter in einem Gehäuse fest verbunden sind. Die Lautstärke kann man dadurch regeln, dass man eine Tür an der Vorderseite des Geräts weit öffnet oder schließt.

Am 22. August 1906 beginnt dann die Victor Talking Maschine Company damit, das Grammophon zu bauen. Verkauft wird es zum Preis von 200 US-Dollar. Schellackplatten kosten zwischen einem und sieben US-Dollar.

Im selben Jahr veröffentlicht das Appleton-Magazine einen berühmt gewordenen Artikel von Komponist John Philip Sousa. Darin sagt Sousa voraus, dass die Schallplatten dazu führen werden, dass Amateure keine Musik mehr selbermachen werden. Oft ist Sousa als Heuchler bezeichnet worden, da seine Band selbst diverse Schallplatten veröffentlich hat. Möglicherweise aber ist die Veröffentlichung des Artikels auch Teil eines Plans gewesen, um die Öffentlichkeit für die Resision des Urheberrechts zu gewinnen. Wer weiß?


Rundfunkgeschichte vom 30. November

Das erste Foto wird am 30. November 1924 drahtlos über den Atlantik übertragen – über Radiofrequenzen. Über Kabel hatte das schon länger geklappt, Zeitungen nutzten die Idee, um Fotos von Stadt zu Stadt zu übertragen. RCA nutzt nun das Radio, überträgt ein Bild von US-Präsident Calvin Coolidge von New York nach London. Zwei Jahre später nutzt RCA das System, um auf Kurzwelle Fotos zu übertragen – auch werden so Wetterkarten zu Schiffen gesendet. Das System arbeitet mit einem fotoelektrischen Scanner und einer rotierenden Walze. Einige Radiosender wollen so auch Fotos an die Hörer übertragen, unter anderem experimentiert der Sender KPO in San Francisco damit, der der Zeitung San Francisco Chronicle gehört.


Rundfunkgeschichte vom 29. November

Einer der bekanntesten deutschen Radioreporter wird am 29. November 1917 in Alsdorf bei Aachen geboren: Herbert Zimmermann. Er macht 1937 sein Abi und beginnt ein Volontariat bei einer Zeitung, wird dann aber zum Wehrdienst eingezogen.

Nach Kriegsende arbeitet Zimmermann beim NWDR in Hamburg. Seine Reportagen von den Olympischen Spielen 1948 werden schon viel beachtet.
1950 berichtet er vom ersten Länderspiel der Fußballnationalmannschaft nach dem Krieg, wird Sportfunkchef des NWDR.

Berühmt wird er mit seiner Reportage vom WM-Finale 1954. Fernsehen gibt es noch nicht für die breite Masse, Nachrichten mit aktuellen Bildern werden vor allem in den Wochenschauen der Kinos gezeigt – das einzige umfassende Informationsmedium ist das Radio. Vom Filmmaterial des WM-Endspiels zwischen der BRD und Ungarn sind nur noch knapp 20 Minuten vorhanden, die Tonspur ist verschollen. Die Erinnerung an das „Wunder von Bern“ bietet nur noch Herbert Zimmermanns Radiokommentar:

https://www.youtube.com/watch?v=7DCcSNcR-mQ

Seine legendären Worte zu Helmut Rahns Siegtor: „Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder…“ Und weiter: „Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt – und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball – verloren diesmal, gegen Schäfer. Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“ Und später, nach dem Schlusspfiff, schreit er mit sich überschlagender Stimme ins Mikrofon schrie: „Aus, aus, aus – aus! – Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister …“

Deutschland wird zum ersten Mal Fußballweltmeister, das Land steht Kopf.
Zimmermann muss sich aber auch rechtfertigen – er hat Toni Turek, den Torhüter der deutschen Mannschaft, mit den Worten gelobt: „Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“ Wegen dieses Begriffs „Fußballgott“ muss sich Zimmermann öffentlich entschuldigen.
Es wird sogar zeitweise diskutiert, ob er weiter als Sportreporter arbeiten darf – und er darf es: Seine letzte Radioübertragung ist das WM-Endspiel 1966, das Deutschland mit 2:4 gegen England verliert. Im Dezember 1966 stirbt er an den Folgen eines Verkehrsunfalls.


Rundfunkgeschichte vom 27. November

Was für ein Tag für Beatles-Fans ist doch der 27. November 1989! In der „Los Angeles Times“ wird Paul McCartney mit den Worten zitiert:
„Vielleicht können wir nach all der Zeit mal wieder zusammen spielen.“ Doch was ist dran? Zwar haben die drei verbliebenen Bandmitglieder interne Rechtsstreitigkeiten beigelegt, aber mit einem gemeinsamem Auftritt wird es wohl nichts. George Harrison gibt eine knappe Erklärung ab – und die hat es in sich: „Was mich betrifft, wird es keine Wiedervereinigung der Beatles geben, solange John Lennon tot ist.“ Und es folgt keine Wiedergeburt und auch keine Wiedervereinigung!


Rundfunkgeschichte vom 25. November

Eine Zeitenwende bedeutet der 25. November 1960 für die Zuhörer der US-Radiosender: Das Network CBS stoppt die Ausstrahlung von fünf genannten Seifenopern. Darunter sind so beliebte Sendungen wie „Ma Perkins“, die 27 Jahre lang zu hören gewesen ist.

Zuvor hatten bereits die anderen US-Sender die Ausstrahlung der „daytime serials“ gestoppt. Andere Dinge stehen im Fokus, beispielsweise frische Moderationen, Nachrichten und ein Musikmix.

1940, zur Hochzeit der Seifenopern, sind allein in den USA mehr als 45 von ihnen jeden Tag zu hören. Der Begriff stammt davon, dass die ursprünglichen Serien in den 1930er Jahren von Seifenherstellern wie Procter & Gamble, Colgate-Palmolive und Lever Brothers gesponsort und teilweise selbst produziert werden. Diese Radioserien werden an Wochentagen zur Tageszeit ausgestrahlt, wenn hauptsächlich Hausfrauen zuhören können, daher richten sich die Sendungen an ein überwiegend weibliches Publikum.

Im Unterschied dazu sind die Serien, die abends ausgestrahlt werden, für ein breiteres Publikum gedacht. Hier gibt es alles von einfachen Comedyserien bis zu dramatischem „Radiotheater“. Aber auch diese werden praktisch alle eingestellt, so enden die beiden verbliebenen CBS-Serien „Suspense“ und „Yours Truly, Johnny Dollar“ am 30. September 1962.

Interessant ist, dass zwischen 1960 und 2010 praktisch keine Hörspiel-Serien neu entstehen. Danach allerdings gibt es ein Revival, getrieben durch die Streaming- und Downloadmöglichkeiten im Internet. Im UKW-Hörfunk werden sie kaum noch ausgestrahlt. Die im Vergleich zum Fernsehspiel geringen Kosten für die Produktion eines Hörspiels bieten viele Möglichkeiten für Autoren, Produzenten und Sender.


Rundfunkgeschichte vom 24. November

Der französische Erfinder Édouard Branly verwendet am 24. November 1890 zum ersten Mal das Wort „Radio“ - er beschreibt einen „radioconductor“. Schon 1886 erfindet der italienische Physiker Temistocle Calzecchi-Onesti ein Bauteil für den Empfang von Radiowellen – den sogenannten Kohärer. Er besteht aus Elektroden und einem mit Metallspänen gefüllten Glasrohr. Diese frühe Erfindung des Italieners wird jedoch kaum beachtet, erst als Édouard Branly unabhängig die gleiche Idee hat, wird die Fachwelt aufmerksam. Seine Arbeit ist ein bahnbrechender Erfolg in der Geschichte der Funktechnik.


Rundfunkgeschichte vom 23. November

In Deutschland steigt ein Album am 23. November 1987 in die Charts auf, das zu einem der meistverkauften der Musikgeschichten werden soll: Der Soundtrack zum Film „Dirty Dancing“. Sieben Wochen lang führt er die Album-Charts an, insgesamt hält er sich 98 Wochen darin – allerdings nicht am Stück. In den USA belegt das Album sogar 18 Wochen den Platz 1 der Billboard-Charts und wird mit einer Diamantenen Schallplatte (11 mal
Platin) ausgezeichnet.

Die zwölf Songs mit einer Gesamtspielzeit von 39 Minuten treffen den Geschmack der Musikhörer: Vor allem die beiden Songs „(I’ve Had) The Time of My Life“ von Bill Medley & Jennifer Warnes und „She’s Like the Wind“ von Patrick Swayze werden weltweite Chartserfolge.

Patrick Swayze spielt im Film den Tanzlehrer Johnny Castle, der im Sommer 1963 in einem Ferienresort der 17-jährigen Frances Houseman begegnet, die von Jennifer Grey dargestellt wird. Auf einer Party der Hotelangestellten kommen sich „Baby“ und Johnny näher.


Rundfunkgeschichte vom 21. November

Ein phänomenaler Aufstieg und ein tiefer Fall – das Leben des Radiomoderators Alan Freed kann man so zusammenfassen. Der Tag, an dem alles kippt, ist der 21. November 1959. An diesem Tag wird Freed von seinem Sender WABC-AM gefeuert, weil er sich weigert, eine Erklärung zu unterschreiben, dass er niemals Geld oder Geschenke für das Abspielen von Schallplatten im Radio erhalten habe. Seine Weigerung und sein hoher Bekanntheitsgrad machen ihn zum Hauptsündenbock im sogenannten Payola-Skandal.

Die Bezeichnung Payola setzt sich aus den Worten pay (bezahlen) und Victrola (Plattenspielersystem) zusammen und steht für den Vorgang des „pay for play“ (engl.: „bezahlen für das Abspielen“). Es geht darum, dass eine Plattenfirma die DJs und Redakteure von Radio- und Fernsehsendern schmiert, damit diese ein bestimmtes Lied häufiger spielen. Das steigert die Popularität eines Songs und damit die Plattenverkäufe.

Ein halbwegs bekannter DJ kann in den 1950er Jahren 50 Dollar pro Woche und Platte einstreichen, die einflussreicheren DJs bekommen Anteile an den Einnahmen lokaler Konzerte, aufwendige Reisen, kistenweise kostenlose Platten. Joe Finan, DJ aus Cleveland, beschreibt es später
so: „Es war eine Mischung aus Alkohol, Weibern und Bestechungsgeldern.“

Ein Ausschuss des US-Kongresses befasst sich mit der illegalen Praxis.
Dick Clarke, Moderator der Fernsehshow „American Bandstand“ bekannt und eine einflussreiche Person in der Rock-’n’-Roll-Szene, gibt sich reumütig, verkauft seine Geschäftsanteile, sein Name wird reingewaschen.

Alan Freed dagegen weigert sich, zuzugeben, dass Payola eine illegale oder auch nur unmoralische Praxis ist. Freed kommt zwar mit einer Geldstrafe und einer Gefängnisstrafe auf Bewährung davon, aber er ist erledigt. Fünf Jahre später stirbt er an den Folgen seines exzessiven Alkoholkonsums, pleite und praktisch vergessen. Er hinterlässt seine vier Kinder Sieglinde, Alana, Alan Jr. und Lance.

Aber Alan Freed ist der erste Radio-DJ gewesen, der die neue Rockmusik unterstützte und im Mainstream-Radio ausstrahlte. Er erklärte es so:
„Rock'n'Roll ist eigentlich Swing mit einem modernen Namen. Er begann auf den Dämmen und Plantagen, nahm Volkslieder mit auf und hat auch Blues und Rhythmus." Er spielte auch Musik von afroamerikanischen Künstlern und nicht die „weißen“ Cover-Versionen, er organisierte Konzerte und schaffte es so, Brücken zu bauen.

Dafür wird er noch immer verehrt – und 2016 hat er einen Gedenkstein bekommen, im Lake View Cemetery im US-Bundesstaat Ohio. Auf dem Granitstein ist auf der einen Seite ein Bild des Mannes zu sehen, der den Begriff „Rock'n'Roll“ prägte, auf der anderen eine Juke Box.


Rundfunkgeschichte vom 20. November

Am 20. November 1945 beginnen die Nürnberger Prozesse gegen führende Nationalsozialisten. Schon zwei Jahre zuvor hatten die Alliierten ihre Absicht erklärt, Kriegsverbrecher verfolgen zu wollen. Im Londoner Statut wurde bestimmt, dass ein von Großbritannien, den USA, Frankreich und der UdSSR gebildeter Internationaler Militärgerichtshof „zwecks gerechter und schneller Aburteilung und Bestrafung der Hauptkriegsverbrecher der europäischen Achse“ gebildet werden solle. Der erste – und einzige – Prozess vor diesem Militärgerichtshof beginnt am 20. November 1945 und die Welt blickt darauf.

Von überall her reisen Journalisten und Schriftsteller an, darunter Willy Brandt, der für die skandinavische Presse berichtete. Auch Ernest Hemingway und John Steinbeck sind in Nürnberg.

Erhalten geblieben sind auch die Aufzeichnungen des Prozesses, beispielsweise, wie der Vorsitzende Richter Sir Geoffrey Lawrence eine Eröffnungserklärung abgibt und der US-Prozessanwalt Sydney S. Alderman mit der Verlesung der Anklageschrift beginnt:
https://catalog.archives.gov/id/114279617

Angeklagt sind 24 Männer, darunter Hermann Göring, Rudolf Hess, Joachim von Ribbentrop, Hans Frank, Wilhelm Frick, Julius Streicher, Alfred Jodl und Martin Bormann. Viele Zuhörer haben die Berichte, die über AFN ausgestrahlt werden, das Radionetzwerk der US-Streitkräfte. AFN Munich ist mit vier Reportern angereist: Harold Burson, Saul Green, Grady Edney und Walter Cleary. Sie dokumentieren den gesamten Verlauf des Prozesses – er wird live gesendet. Die Aufnahmen werden mittlerweile im Nationalarchiv in Washington D.C. aufbewahrt, online verfügbar sind sie auch über ein Projekt der Universität Yale:
https://avalon.law.yale.edu/subject_menus/imt.asp


Rundfunkgeschichte vom 19. November

Was hat die Badische Anilin- und Sodafabrik mit Audio zu tun? Eine ganze Menge! Die BASF hat schon früh mit Tonbändern experimentiert. Am 19. November 1936 wird im Feierabendhaus der BASF in Ludwigshafen ein Konzert der Londoner Philharmoniker mit einem BASF-Tonband magnetografisch aufgezeichnet. Diese erste Tonbandaufnahme mit einer Bandgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde ist heute noch gut erhalten.

Anfangs dachte man bei der Entwicklung von Folien als Tonträger eher an die Aufnahme von Diktaten. Doch das Konzert beweist, was das damals brandneue Magnetophonband von BASF möglich macht, und bald nutzen vor allem die Rundfunkstationen die Tonbänder. 1969 nehmen die Beatles ihre „Get Back Sessions“, eines der letzten gemeinsamen Projekte, auf einem Tonband der BASF auf.