Rundfunkgeschichte vom 04. November

Am 4. November 1963 treten die Beatles bei der Royal Variety Performance im Prince of Wales Theatre in London vor Königin Elizabeth II, der Königinmutter, Prinzessin Margaret und Lord Snowdon auf. Eine Aufnahme davon ist erhalten geblieben: https://www.youtube.com/watch?v=a-GJ74TKig0

Die Beatles beginnen ihren Eröffnungssong „From Me To You“ zu spielen, bevor sich der Vorhang hebt. Am Ende des zweiten Songs, „She Loves You“, verbeugt sich die Gruppe und Paul McCartney macht einen nervösen Witz darüber, dass Sophie Tucker ihre „amerikanische Lieblingsgruppe“ sei.
Danach spielen sie „Till There Was You“.

In Erinnerung bleibt der Abend vor allem durch einen witzigen Ausspruch von John Lennon. Er ruft von der Bühne: „Die Leute auf den billigeren Plätzen sollen in die Hände klatschen. Alle anderen, klappert mit eurem Schmuck. Wir möchten ein Lied namens „Twist And Shout“ singen.“

Der Auftritt der Beatles ist ein Triumph. Allerdings lehnen sie alle nachfolgenden Einladungen zu einem weiteren Auftritt in der Show ab.
John Lennon sagte 1970: „Wir traten bei der Royal Variety Show auf und wurden danach jedes Jahr diskret darum gebeten, aber wir sagten immer:
'Vergiss es'. So stand jedes Jahr in den Zeitungen: 'Warum keine Beatles für die Queen?' Das war ziemlich lustig, denn sie wussten nicht, dass wir abgelehnt hatten. Diese Show ist sowieso ein schlechter Auftritt.
Alle sind sehr nervös und verkrampft, und niemand bringt eine gute Leistung. Als wir dort auftraten, habe ich auf der Bühne einen Witz gerissen. Ich war wahnsinnig nervös, aber ich wollte etwas sagen, um ein bisschen zu rebellieren, und das war das Beste, was ich tun konnte.“


Rundfunkgeschichte vom 03. November

Diese Nachricht rettet Leben: Am 03. November 1906 wird der Internationale Funkentelegraphen-Vertrag unterzeichnet, einen Monat lang hat die Zweite internationale Funkkonferenz in Berlin beraten. Darin enthalten: Die Vereinbarung über ein international einheitliches Seenotzeichen, nämlich SOS. Das Morsezeichen drei kurz, drei lang, drei kurz soll unmissverständlich sein und Funkwachen in aller Welt über ein Schiff in Seenot alarmieren.
Unterzeichnet wird 1906 auch ein Vertrag über eine diskriminierungsfreie Durchführung des Funkverkehrs, unabhängig davon, welches Funksystem verwendet wird. Zuvor haben Reibereien zwischen verschiedenen Anbietern dafür gesorgt, dass Nachrichten nicht immer weitergegeben werden.

Bis zur einheitlichen Anwendung des Hilferufs vergehen aber noch viele Jahre. Erstmals verwendet wird der Notruf SOS 1909, als das Passagierschiff „Slavonia“ der Cunard-Line vor den Azoren Schiffbruch erleidet. Zwei Dampfer nehmen die Signale auf und eilen zu Hilfe. Das Schiff sinkt, die Passagiere können gerettet werden.

Heute ist der Begriff SOS weltweit Synonym für Hilferufe, in der Schifffahrt hat er jedoch keine Bedeutung mehr – es wird nicht mehr gemorst. 1999 ist ein internationalens satellitengestütztes Seenot-Funksystems installiert worden.


Rundfunkgeschichte vom 01. November

Am 1. November 1962 kehren die Beatles zum Star-Club in Hamburg zurück und treten bis zum 14. November auf. Mit von der Partie ist auch Little Richard. Eine verbotene Aufnahme dieser Auftritte wird Jahre später veröffentlicht.

Es ist das zweite Gastspiel der Liverpooler Band im Club an der Großen Freiheit 39, sie waren schon von Mitte April bis Ende Mai 1962 hier. Ein drittes Mal kommen sie vom 18. bis 31. Dezember 1962. Was für ein Jahr!

Obwohl es den Star-Club nur sieben Jahre lang gibt, treten dort alle großen Musiker dieser Zeit auf. Manfred Weissleder hat die Idee, ein altes Kino umzubauen. „Treffpunkt der Jugend“ steht über dem Eingang, und das ist die Wahrheit. Das Konzept: Jeden Abend treten sieben Bands auf, jede eine Stunde lang. Das kommt gut an.

Im Club gastieren beispielsweise The Animals, The Searchers, Bill Haley, Chuck Berry, Little Richard, Jimi Hendrix, Gerry & the Pacemakers, Fats Domino, The Everly Brothers, The Rattles und Jerry Lee Lewis. Er nimmt dort 1964 sein Album „Live at the Star-Club, Hamburg“ auf.


Rundfunkgeschichte vom 31. Oktober

Alles ist amtlich geregelt – zu Beginn auch das Radiohören. Am 31. Oktober 1923 bekommt der Berliner Wilhelm Kollhoff die erste Genehmigung zum privaten Rundfunkempfang. Die Gebühren für den Empfang für ein Jahr sind wegen der Inflation gigantisch: 350 Milliarden Mark kostet Kollhoff die Genehmigung für den privaten Rundfunkempfang. Kollhoff, der einen Zigarrenladen in der Turmstraße in Berlin-Moabit besitzt, muss zwei Wochen warten, dann bekommt er die Rundfunkempfänger-Lizenz Nr. 1 ausgehändigt.

Damals hat die Deutsche Stunde ihr Programm als sogenannten „Saalfunk“ konzipiert, der in Kino- und andere Versammlungsräume übertragen werden sollte. Als sie am 29. Oktober 1923 auf Sendung geht, gibt es deshalb offiziell noch keine privaten Zuhörer.


Rundfunkgeschichte vom 30. Oktober

Orson Welles erzeugt durch das Hörspiel „War of the Worlds“ eine Massenpanik. Seine Adaption von HG Wells' „Krieg der Welten“ bringt viele Zuhörer zu der Überzeugung, dass tatsächlich Marsmenschen in New Jersey gelandet sind. In New York stürzen Menschen schreiend vor Angst auf die Straßen.

Der Inhalt des Stücks: Das ländliche England wird aus heiterem Himmel von Meteoriteneinschlägen heimgesucht - so hat es am Anfang des Hörspiels den Anschein. Später stellt sich heraus, dass es sich um Raumschiffe handelt, die vom Mars aus auf die Erde geschossen worden sind. Ihnen entsteigen bald außerirdische Wesen, die mit den Menschen nichts Gutes im Sinn haben, sondern die sie vernichten wollen, um sich die Erde untertan zu machen.

Als die Show um 20 Uhr beginnt, verkündet eine Stimme: „Das Columbia Broadcasting System und seine angeschlossenen Stationen präsentieren Orson Welles und das Mercury Theater in „Krieg der Welten“ von H.G.

Wells.“ Es ist Sonntagabend und Millionen Amerikaner schalten ihre Radios ein. Allerdings hören die meisten den Bauchredner Edgar Bergen und seine Puppe „Charlie McCarthy“ auf NBC und schalten erst um 20.12 Uhr zu CBS. Sie verpassen die Einleitung und die Geschichte der Marsinvasion ist bereits im Gange. Einige Zeit lang wird Tanzmusik gespielt, dann beginnt der Schrecken.

Ein Ansager meldete, dass „Professor Farrell vom Mount-Jenning-Observatorium“ Explosionen auf dem Planeten Mars entdeckt habe. Dann setzt die Tanzmusik wieder ein, gefolgt von einer weiteren Unterbrechung, in der die Hörer darüber informiert wurden, dass ein großer Meteor in das Feld eines Bauern in Grover's Mills, New Jersey, eingeschlagen war.

Als Nachrichten von der realen Panik ins CBS-Studio durchsickert, geht Welles selbst auf Sendung, um die Hörer daran zu erinnern, dass es sich nur um Fiktion handelt. Die Federal Communications Commission untersucht die Sendung, stellt aber keinen Gesetzesverstoß fest. Die Sender verpflichten sich jedoch, in Zukunft bei der Programmgestaltung vorsichtiger zu sein.

George Orson Welles gilt als einer der künstlerisch einflussreichsten Regisseure des Kinos. Sein erster Kinofilm, „Citizen Kane“, wird oft als das bedeutendste Werk der Filmgeschichte bezeichnet. Doch Welles ist auch für Radio und Theater ein bedeutender Erneuerer. So künstlerisch außergewöhnlich Welles auch arbeitete, mit multiperspektivischer Erzählweise und Finessen des Soundtracks, so wenig kommerziellen Erfolg hatte er. Das gilt für „Citizen Kane“ wie für spätere Werke.


Rundfunkgeschichte vom 29. Oktober

Der Rundfunk in Deutschland feiert an diesem Datum seinen Geburtstag! Im Jahr 1923 nimmt im Vox-Haus in der Potsdamer Straße 10 in Berlin der erste deutsche Rundfunksender seinen offiziellen Sendebetrieb auf. Von 20 bis 21 Uhr meldet sich die „Deutsche Stunde“ mit einem Unterhaltungsprogramm. Der Co-Chef Friedrich Georg Knöpfke spricht die Worte zum Sendestart: "Achtung! Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin, im Vox-Haus auf der Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig ..."

Es ist eine Revolution, denn Information und Unterhaltung, Musik und Geräusch können direkt übertragen werden. Konzipiert ist das Programm für den „Saalfunk“, es sollte also in Kino- oder andere Versammlungssäle übertragen werden. An einzelne private Radiohörer haben die Macher nicht gedacht. Erst zwei Tage nach dem Sendestart erhält der Berliner Wilhelm Kollhoff als erster die Genehmigung zum privaten Rundfunkempfang.

Betrieben wird der Sender auf dem Vox-Haus von der Reichspost und der Vox Schallplattenfirma. Der Sender auf dem Dach des Hauses hat eine Leistung von 0,25 kW, verwendet werden Teile aus alten U-Boot-Sendern. Eine 30 Meter lange Reusenantenne ist zwischen zwei hohen Masten auf dem Vox-Haus und dem Hotel Esplanade aufgespannt.


Rundfunkgeschichte vom 27. Oktober

Eine richtige Radio-Euphorie bricht nach dem Ersten Weltkrieg aus. Immer mehr Sender machen auf – die meisten illegal. Der erste Sender mit einer kommerziellen Radiolizenz ist in den USA der Radiosender von Westinghouse in East Pittsburgh mit dem Rufzeichen KDKA. Am 27. Oktober
1920 erhält er die Lizenz, eine Woche später ist er auf Sendung, mit den Ergebnissen der Präsidentschaftswahlen. Übertragen werden sie aus einer Hütte auf dem Dach des Gebäudes der Westinghouse Electric Company in Turtle Creek, Pennsylvania.

Die Anfänge von KDKA gehen auf die den Westinghouse-Mitarbeiter Frank Conrad zurück, der ab 1916 den 75-Watt-Sender 8XK betreibt. Er sendet Phonomusik und kommuniziert über 8YK mit anderen Funkamateuren. Ende September 1920 macht dann ein bekanntes Kaufhaus in Pittsburgh Werbung für drahtlose Amateurfunkgeräte für 10 Dollar, mit denen man Conrads Sendungen hören konnte. Das Radiohobby wächst zu dieser Zeit, die Möglichkeit, gelegentlich Stimmen und Musik zu hören, erscheint vielen fast magisch.

Sein Vorgesetzter, Harry P. Davis, erkennt das wirtschaftliche Potenzial des Radios. Daher beauftragt er Conrad mit dem Bau eines 100-Watt-Senders, der Programme ausstrahlen sollte, um eine breite Nachfrage nach Westinghouse-Empfängern zu schaffen.

Zu diesen frühen Empfängern gehören Kristallgeräte, die ein winziges Stück Galenit (Bleisulfid), den so genannten „Katzenschnurrbart“, zur Erkennung von Funksignalen verwenden. Obwohl diese Geräte beliebt, preiswert und leicht herzustellen sind, ist es eine Herausforderung, einen Sender zu empfangen.


Rundfunkgeschichte vom 26. Oktober

Höchste Ehren für die Beatles am 26. Oktober 1965: Von Königin Elizabeth II. erhalten sie in einer Zeremonie im Buckingham Palace die Medaille „Members of the British Empire“ (MBE). Es ist die erste Auszeichnung dieser Art, die jemals einer Rockband zuteil wird. Viele frühere Empfänger, darunter angesehene Militärangehörige, kochen allerdings vor Wut und schicken ihre eigenen Orden angewidert zurück.

Die Zeremonie ist aber nicht nur für die vier Musiker, sondern auch für
185 weitere Menschen: Sie sollen vor Königin Elizabeth II. treten, um aus ihrer Hand das sternförmige Silberkreuz an rotem Band zu bekommen.
Dabei gilt ein genaues Protokoll, wie Paul McCartney berichtet: „Ein Gardeoffizier hat uns zur Seite genommen und erklärt: Geht immer auf ihre Majestät zu, dreht ihr niemals den Rücken zu und redet nicht mit ihr, wenn sie euch nicht anspricht. Für vier Typen aus Liverpool war das schon abgefahren, aber auch lustig.“

Die vier Rockstars fahren in John Lennons Rolls-Royce zum Palast, wo sie von einer Schar von 4000 Fans begrüßt werden. Die Zeremonie beginnt um
11 Uhr im großen Thronsaal. Als ihre Namen verlesen werden, treten die Musiker vor und verbeugen sich. Elizabeth II. schüttelt ihnen die Hand, spricht kurz mit ihnen und heftet dann mit den Worten „Es ist mir eine Freude, ihnen dies zu überreichen“ die Medaillen ans Revers.

Die vier Jungs aus Liverpool sind beeindruckt, auch wenn John Lennon über die für Rockmusiker unangemessen frühe Uhrzeit der Zeremonie
scherzt: „Ich wusste gar nicht, dass solche Uhrzeiten existieren. Aber ich habe meine Schwiegermutter gebeten, mich zu wecken.“ Ob die Beatles vor Aufregung auf der Palasttoilette eine Tüte Grad geraucht haben, darüber gehen die Meinungen auseinander.


Rundfunkgeschichte vom 25. Oktober

Was ist das „Audion“? Am 25. Oktober 1906 meldet der Tüftler Lee De Forest ein Patent darauf an, sein „Audion“ ist eine gasgefüllte Röhre, mit der sich bestimmte elektronische Signale verstärken lassen. Heute sagt man Triode dazu. Der Wissenschaftler hält das Gas für einen wesentlichen Teil des Systems, aber später erweist sich, dass die gleiche Triode im vollkommenden Vakuum viel höhere Leistungen erbringen kann.

Ein Pionier des Elektronikzeitalters ist Lee De Forest, er selbst sieht sich sogar als „Vater des Radios“ - denn mit der von ihm erfundenen Triode lässt sich die Sprache beim Radioempfang verstärken. Mit seinem Engagement will er auch helfen, die kulturelle Vielfalt in alle Haushalte zu bringen. Er baut dazu auch einen Nachrichtensender auf.

Später arbeitet er am Tonfilm und verbessert die Arbeit von deutschen Erfindern. In Hollywood kann er aber niemanden begeistern. „Tonfilm?
Wofür soll das gut sein?“, bekommt er zu hören. Einige Zeit darauf entscheiden sich die Filmstudios zunächst für anderes Aufnahmesystem, kommen aber später auf die von De Forest entwickelte Technik zurück.
1960 erhält er einen Oscar für die Erfindung des Tonfilms und einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Kreativ und brilliant in wissenschaftlichen Dingen, erkennt De Forest allerdings oft nicht das wirtschaftliche Potenzial, das in seinen Erfindungen steckt. Das Kaufmännische liegt ihm nicht, viele seiner Firmen scheitern. Überhaupt ist sein Leben geprägt von Patentstreitigkeiten, die das Vermögen verbrauchen, das er mit seinen Erfindungen gemacht hat.


Rundfunkgeschichte vom 23. Oktober

Ein „Pod“ ist im Englischen eine Schote, Hülse oder Kapsel. Die weitaus berühmteste Kapsel dürfte der iPod sein, der tragbare digitale Musikabspieler von Apple. Der erste iPod wird am 23. Oktober 2001 vorgestellt, ein Musikabspieler mit einer 5-GB-Festplatte. Er hat ein bewegliches, drehbares Scrollrad, das mehrere Funktionen hat: die Navigation in Abspiellisten, das Regeln der Lautstärke und das Anwählen gewünschter Stellen innerhalb eines Liedes. Der iPod hat eine FireWire-Buchse, kompatibel ist er nur mit Macs, ein Dock-Anschluss fehlt.

Die Idee, einen Musikabspieler mit einer großen Festplatte zu produzieren, hat der Elektroingenieur Jon Rubinstein. Als er im Februar 2001 dem damaligen Apple-Chef Steve Jobs eine nur 1,8 Zoll große Festplatte zeigt und ihm die Idee eines iPods vorstellt, antwortet ihm Jobs: „Go for it!“ (auf Deutsch: „Mach es!“). Es gibt zwar ähnliche Geräte auf dem Markt, sie sind jedoch wenig erfolgreich. Revolutionär ist das von Tony Fadell entwickelte Konzept, den portablen Abspieler mit einem Onlinemusikvertrieb zu kombinieren. Das Design der Geräte stammt von Jonathan Ive.