Rundfunkgeschichte vom 22. Oktober

Ein schrecklicher Unfall erschüttert am 22. Oktober 1986 die
Öffentlichkeit: Die Reporterin Jane Dornacker stirbt bei einem Hubschrauberabsturz in New York, während sie bei WNBC 660 AM Radio auf Sendung ist. Eine Million Menschen hören ihre Schreie, als ihr Hubschrauber während einer Verkehrsreportage zur Hauptverkehrszeit in den Hudson River stürzt.

https://www.youtube.com/watch?v=0e6sfiylUGY

Es ist der zweite Absturz in diesem Jahr für die 40-jährige Verkehrsreporterin. Im April 1986 kann sie sich schwimmend in Sicherheit bringen, nachdem ihr Hubschrauber in den Hackensack River in New Jersey gestürzt ist. Im Oktober hat sie nicht so viel Glück. Der Hubschrauber streift einen Maschendrahtzaun, bevor er auf der Westseite von Manhattan in den Fluss stürzt.

Als die Übertragung abrupt abbricht, sagt der erschütterte Moderator Joey Reynolds: „OK, wir werden hier etwas Musik spielen oder so … und herausfinden, was mit dem Hubschrauber passiert ist.“

Ein Rettungsteam zieht Dornacker und den Piloten binnen zehn Minuten nach dem Absturz aus dem Wasser. Schon davor tauchen zwei zufällig vorbeikommende Secret-Service-Agenten ins Wasser, kommen aber nicht an die Opfer heran. Der Pilot kann wiederbelebt werden, für die Reporterin kommt jede Hilfe zu spät.

Dornackers 16-jährige Tochter Naomi wird zur Vollwaisin, nachdem sie drei Monate zuvor ihren Vater verloren hatte. Am 22. November 1986 findet im Warfield Theatre in San Francisco ein Gedenkkonzert für Dornacker statt, an dem unter anderem The Grateful Dead, The Tubes, Sluts a Go Go, Carol Doda und Dennis Quaid teilnehmen.


Rundfunkgeschichte vom 21. Oktober

Die erste zweiseitige Schallplatte wird am 21. Oktober 1908 zum Verkauf angeboten. Wann passiert es schon, dass ein Speichermedium flugs die doppelte Speicherkapazität hat? Die frühen Schellackplatten haben nur eine Aufnahmeseite, auf der zwischen zwei und drei Minuten Musik oder Ton gespeichert werden kann.

Doppelseitige Aufnahmen werden in Europa zuerst von Columbia Records eingeführt. Binnen zwei Jahren übernehmen die meisten Plattenfirmen dieses Format. Die Zylinderplatte als Speichermedium verliert, schon
1912 gilt sie als veraltet.


Rundfunkgeschichte vom 18. Oktober

Das erste kommerzielle Transistorradio kommt 1954 in den USA auf den Markt, das Regency TR-1. Hergestellt wird es von Industrial Development Engineering Associates (I.D.E.A.) im Auftrag von Texas Instruments. Das Gemeinschaftsprojekt soll dafür sorgen, dass Transistoren von TI und Antennenverstärker von I.D.E.A. Unters Volk gebracht werden.

Der Werbeslogan ist „See it! Hear it! Get it!“ - und die US-Amerikaner können nicht widerstehen. Zum Weihnachtsgeschäft kommt der Mittelwellen-Empfänger in den Verkauf. Der Preis: 49,95 US-Dollar, inflationsbereinigt entspricht das etwa 500 Euro. Lieferbar ist der Empfänger in vielen Farben wie Grün, Lavendelblau, Perlmutt oder Rot. Verkauft werden 150000 Exemplare.

Ob es ein guter Kauf ist? Rückblickend hat der TR-1 etliche Negativpunkte, zum Beispiel einen hohen Stromverbrauch. Die Klangqualität der damaligen Röhrenradios wird nicht erreicht – es rauscht und bei bestimmten Radiofrequenzen ist der Empfang nicht stabil möglich. Doch die geringe Größe macht einiges wett. Und innovativ ist der TR-1 auf jeden Fall auch gewesen!


Rundfunkgeschichte vom 18. Oktober

Texas Instruments kündigt am 18. Oktober 1954 das erste Serienmodell eines Transistorradios an, sechs Jahre nach der Entwicklung des ersten Prototyps, den Regency TR-1. Der kleine tragbare Radioempfänger verwendet Schaltungen auf Transistorbasis. Es ist eine Revolution im Audiobereich! 49,50 US-Dollar kostet das Gerät und verkauft werden binnen kurzer Zeit 150000 Stück – obwohl die Empfangsleistung eher mittelmäßig ist.

1957 kommt der günstigere Sony TR-63 auf den Markt kam, was dazu führt, dass das Transistorradio das beliebteste elektronische Kommunikationsgerät der 1960er und 1970er Jahre wird.

Das Taschenformat der Transistorradios löst einen Wandel in den Musikhörgewohnheiten der Bevölkerung aus, da sie nun überall Musik hören können. Es wird geschätzt, dass zwischen den 1954 und heute weltweit Milliarden von Transistorradios verkauft werden.

Ab den 1980er Jahren wurden die billigen AM-Transistorradios jedoch von Geräten mit höherer Audioqualität verdrängt - tragbaren CD-Playern, mp3-Playern, Bluetoothboxen und Smartphones.


Rundfungeschichte vom 17. Oktober

Die Radio Corporation of America (RCA) wird am 17. Oktober 1919 gegründet – auf Veranlassung von Franklin D. Roosevelt, der damals Staatssekretär im Marineministerium ist. Der US-Regierung ist es ein Dorn im Auge, dass die Marconi Company das einzige Unternehmen ist, das für den transatlantischen Funk- und Telegrafenverkehr ausgerüstet ist.
Und die Marconi Company ist kein US-Unternehmen, sondern komplett in ausländischer Hand. Daher gründet General Electric (GE) ein privates Unternehmen, um die Vermögenswerte der amerikanischen Marconi von der britischen Muttergesellschaft zu erwerben.

Ein Jahr später kauft American Telephone & Telegraph (AT&T) wiederum RCA auf und vergibt gegenseitige Lizenzen für Patente an das neue Unternehmen. Im selben Jahr startet der transozeanische Funkdienst mit einer großen Station in New Jersey, die nach England, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Japan und Hawaii sendet.

Auch der erste lizenzierte Radiosender der Welt nimmt 1920 den Sendebetrieb auf: KDKA aus Pittsburgh ist im Besitz der Westinghouse Company. Mit RCA ergibt sich eine fruchtbare Zusammenarbeit: Im Gegenzug für den Verkauf von Westinghouse-Radiogeräten erhält RCA Zugang zu Westinghouse-Patenten.

RCA steigt kurz darauf direkt in den Rundfunkbereich ein. 1926 gründeteRCA die National Broadcasting Company (NBC). NBC kontrollierte die Radiostationen, die RCA gehören, produziert Radioprogramme und vermarktet diese Programme an andere Radiosender, woraus sich ein großes Network ergibt.

Auch die Victor Talking Machine Company holt sich RCA. Das Markenzeichen der Victor Company, ein Hund, der auf einen alten Phonographen starrt, mit der Aufschrift „His Master's Voice“, wird ebenfalls von RCA erworben und zu einem der berühmtesten Markenzeichen in der Marketinggeschichte gemacht.

1930 bekommt die gierige Firma allerdings rechtliche Probleme wegen des Monopolstatus des Unternehmens. Das Justizministerium reicht eine Kartellklage gegen RCA ein, um dem Unternehmen alle Patente zu entziehen, die es erworben hat. Der Kampf endet zwei Jahre später: RCA behält alle Patente, aber General Electric, AT&T und Westinghouse werden gezwungen, ihre Anteile an dem Unternehmen zu verkaufen. An die Verbindung mit General Electric erinnert noch immer der dreistimmige Glockenton der NBC: G, E, C -, der für General Electric Company steht.


Rundfunkgeschichte vom 16. Oktober

In Hamburg wird am 16. Oktober 1923 Bert Kaempfert geboren, er ist Orchesterleiter, Musikproduzent, Arrangeur und Komponist. Kurzfristig tritt er auch unter den Pseudonymen Raimondo, Bob Parker und Marc Bones in Erscheinung. Er ist neben James Last der erfolgreichste deutsche Orchesterchef nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auch international hat er Erfolge: Bert Kaempfert ist der erste deutsche Musiker, der in den USA auf Platz 1 der Hitparaden kommt: „Wunderland bei Nacht“ oder „Wonderland by night“ wird weltweit in den Charts notiert. Für Frank Sinatra schreibt er den Song „Strangers in the Night“, für Al Martino „Spanish Eyes“, für Nat King Cole „L-O-V-E“ und für Wayne Newton das legendäre „Danke Schoen“.

In die Wiege gelegt ist ihm die Liebe zur Musik nicht, Berthold stammt aus einfachen Verhältnissen. Doch ein Unfall ändert alles: Als Sechsjähriger wird er von einem Auto angefahren, die Versicherung zahlt sehr üppig und Bertholds Mama legt das Geld in einem Klavier an. Darauf klimpert der Junge zunächst unmotiviert herum, verliebt sich aber schnell in die Möglichkeit, Musik zu machen.

Nach seinem Tod am 21. Juni 1980 hinterlässt er rund 700 Arrangements und 400 Eigenkompositionen. 150 Millionen Schallplatten hat er verkauft.


Rundfunkgeschichte vom 13. Oktober

Papierkram kann ganz schön lästig sein – das hat auch Ringo Starr im Jahr 2008 festgestellt und am 13. Oktober seine Fans in einer Videonachricht dazu aufgefordert, keine Fanbriefe mehr zu schicken.
Andenken signieren, Autogramme geben – der Ex-Beatle hat es satt. Er kündigt an, die ganze Fanpost wegzuwerfen. Zuvor hat er aber auch wirklich viele Postkarten, Briefe und Päckchen bekommen – die verstopften die Briefkästen seiner drei Residenzen in Los Angeles, Südfrankreich sowie im englischen Surrey.

Die Nachricht sollten auch alle ernst nehmen, betont er. Alle Dinge, die er in der Post finde, also etwa Schallplatten, Shirts oder Drumsticks, werde er entsorgen. Zum Schluss der Botschaft wird er doch noch
versöhnlich: „Anyway, peace and love“, schickt er der Fangemeinde mit auf deren weiteren Weg.

Da war das wahre Leben wohl doch nicht wie bei den „Simpsons“ - dort war Ringo Starr nämlich 1991 zu sehen, wie er vor Bergen von Post sitzt und
20 Jahre alte Fanbriefe beantwortet:
https://www.youtube.com/watch?v=GuYN8sNYBdk


Rundfunkgeschichte vom 12. Oktober

In den Golden Zwanzigern kommt der Jazz nach Deutschland und erobert die Herzen des Publikums im Sturm. Berlin wird zur europäischen Metropole des Jazz, es entstehen pausenlos neue Tanzbars. Deutsche Schallplatten-Firmen machen US-Musiker wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Benny Goodman populär.

Doch den Nazis ist der Musikstil ein Dorn im Auge. Die afrikanischen Wurzeln sind ihnen suspekt, viele Jazz-Musiker sind jüdischen Glaubens. Außerdem sehen die Nazis ihre Weltanschauung dadurch bedroht, dass der Jazz zu Spontaneität, Improvisation und Individualität aufruft.

Am 12. Oktober 1935 verkündet Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky eine einschneidende Maßnahme für den gesamten Rundfunk im Deutschen Reich: „Mit dem heutigen Tag spreche ich ein endgültiges Verbot des Nigger-Jazz für den gesamten deutschen Rundfunk aus.“ Diese Musik sei „eine Angelegenheit von Halbwilden“ und gehöre „in ein Museum für Völkerkunde, nicht aber in ein Kulturinstitut“. Doch besonders konsequent wird das Verbot nicht umgesetzt – wo er nützlich ist, wird der Jazz geduldet. Denn Propagandaminister Goebbels weiß, dass die Musik besonders bei den Jüngeren gut ankommt – auch bei den jungen Soldaten. Daher genießen die Radiosender der Wehrmacht eine große Freiheit, auch Jazz zu senden. Und Goebbels hat sogar eine eigene Jazz-Band: Denn für die Propaganda-Sendungen, die Richtung Großbritannien ausgestrahlt werden, braucht man ja passende Musik.


Rundfunkgeschichte vom 11. Oktober

Es ist eine Standardzutat moderner Radioprogramme, die allerdings auch polarisiert – viele Hörer mögen sie nicht. Die Rede ist von Gewinnspielen. Am 11. Oktober 1936 wird das erste Quiz-Programm USA-weit im Radio ausgestrahlt. Der Tirel: „Professor Quiz“. Die Sendung läuft bis 1948 zuerst auf CBS, später auf ABC.

In der Sendung treten Professor Quiz, seine Frau Betty und sein Sohn Professor Quiz Jr. auf. Der Moderator der Sendung ist Robert Trout.
Teilnehmer, die eine Frage stellen, die Professor Quiz nicht beantworten kann, erhalten 25 Dollar in Silber.

Die erste Sendung wird am 9. Mai 1936 lokal in Washington, D.C., ausgestrahlt, am 18. September 1936 kommt New York dazu und später das ganze Netzwerk.

Der erste Sponsor ist übrigens die Kaffeerösterei George Washington Coffee, die auch die Sendung „Uncle Jim's Question Bee“ fördert, die zweiten Quizsendung im Radio, die vier Monate nach dem Debüt von „Professor Quiz“ startet.


Rundfunkgeschichte vom 09. Oktober

Alle Zuhörer lauschen andächtig, nur der Sitznachbar kramt in einer Bonbontüte nach etwas Süßem und knistert mit dem Papier. Das ist genauso nervtötend wie Dauerhuster im Konzert, die keinen Bonbon haben. Auch Sängerin Barbra Streisand kennt solche Probleme. Bei ihrer Show am 9. Oktober 2006 im Madison Square Garden in New York allerdings stört ein hartnäckiger Zwischenrufer. Er bringt die Diva derart aus der Fassung, dass diese brüllt: „Halt die Fresse!“

Was ist passiert? Streisand baut einen politischen Sketch in ihre Show ein, mit einem Imitator, der US-Präsident George W. Bush als stümperhaften Idioten darstellt. Die meisten Zuschauer klatschen eher aus Höflichkeit, aber die Künstlerin muss sich auch viel Spott gefallen lassen. Denn etliche Zuschauer sind gekommen, um Streisand singen zu hören und die Einlage dauert und dauert. Streisand versucht, die aufkommenden Wogen zu glätten, ruft: „Kommt schon, seid höflich!“ Aber ein Zwischenrufer will nicht aufgeben. Und schließlich brüllt Streisand:
„Halt die Fresse!“ Dafür bekommt sie dann doch stürmischen Beifall.