Rundfunkgeschichte vom 30. Oktober

Orson Welles erzeugt durch das Hörspiel „War of the Worlds“ eine Massenpanik. Seine Adaption von HG Wells’ „Krieg der Welten“ bringt viele Zuhörer zu der Überzeugung, dass tatsächlich Marsmenschen in New Jersey gelandet sind. In New York stürzen Menschen schreiend vor Angst auf die Straßen.

Der Inhalt des Stücks: Das ländliche England wird aus heiterem Himmel von Meteoriteneinschlägen heimgesucht – so hat es am Anfang des Hörspiels den Anschein. Später stellt sich heraus, dass es sich um Raumschiffe handelt, die vom Mars aus auf die Erde geschossen worden sind. Ihnen entsteigen bald außerirdische Wesen, die mit den Menschen nichts Gutes im Sinn haben, sondern die sie vernichten wollen, um sich die Erde untertan zu machen.

Als die Show um 20 Uhr beginnt, verkündet eine Stimme: „Das Columbia Broadcasting System und seine angeschlossenen Stationen präsentieren Orson Welles und das Mercury Theater in „Krieg der Welten“ von H.G.

Wells.“ Es ist Sonntagabend und Millionen Amerikaner schalten ihre Radios ein. Allerdings hören die meisten den Bauchredner Edgar Bergen und seine Puppe „Charlie McCarthy“ auf NBC und schalten erst um 20.12 Uhr zu CBS. Sie verpassen die Einleitung und die Geschichte der Marsinvasion ist bereits im Gange. Einige Zeit lang wird Tanzmusik gespielt, dann beginnt der Schrecken.

Ein Ansager meldete, dass „Professor Farrell vom Mount-Jenning-Observatorium“ Explosionen auf dem Planeten Mars entdeckt habe. Dann setzt die Tanzmusik wieder ein, gefolgt von einer weiteren Unterbrechung, in der die Hörer darüber informiert wurden, dass ein großer Meteor in das Feld eines Bauern in Grover’s Mills, New Jersey, eingeschlagen war.

Als Nachrichten von der realen Panik ins CBS-Studio durchsickert, geht Welles selbst auf Sendung, um die Hörer daran zu erinnern, dass es sich nur um Fiktion handelt. Die Federal Communications Commission untersucht die Sendung, stellt aber keinen Gesetzesverstoß fest. Die Sender verpflichten sich jedoch, in Zukunft bei der Programmgestaltung vorsichtiger zu sein.

George Orson Welles gilt als einer der künstlerisch einflussreichsten Regisseure des Kinos. Sein erster Kinofilm, „Citizen Kane“, wird oft als das bedeutendste Werk der Filmgeschichte bezeichnet. Doch Welles ist auch für Radio und Theater ein bedeutender Erneuerer. So künstlerisch außergewöhnlich Welles auch arbeitete, mit multiperspektivischer Erzählweise und Finessen des Soundtracks, so wenig kommerziellen Erfolg hatte er. Das gilt für „Citizen Kane“ wie für spätere Werke.