Rundfunkgeschichte vom 20. November

Am 20. November 1945 beginnen die Nürnberger Prozesse gegen führende Nationalsozialisten. Schon zwei Jahre zuvor hatten die Alliierten ihre Absicht erklärt, Kriegsverbrecher verfolgen zu wollen. Im Londoner Statut wurde bestimmt, dass ein von Großbritannien, den USA, Frankreich und der UdSSR gebildeter Internationaler Militärgerichtshof „zwecks gerechter und schneller Aburteilung und Bestrafung der Hauptkriegsverbrecher der europäischen Achse“ gebildet werden solle. Der erste – und einzige – Prozess vor diesem Militärgerichtshof beginnt am 20. November 1945 und die Welt blickt darauf.

Von überall her reisen Journalisten und Schriftsteller an, darunter Willy Brandt, der für die skandinavische Presse berichtete. Auch Ernest Hemingway und John Steinbeck sind in Nürnberg.

Erhalten geblieben sind auch die Aufzeichnungen des Prozesses, beispielsweise, wie der Vorsitzende Richter Sir Geoffrey Lawrence eine Eröffnungserklärung abgibt und der US-Prozessanwalt Sydney S. Alderman mit der Verlesung der Anklageschrift beginnt:
https://catalog.archives.gov/id/114279617

Angeklagt sind 24 Männer, darunter Hermann Göring, Rudolf Hess, Joachim von Ribbentrop, Hans Frank, Wilhelm Frick, Julius Streicher, Alfred Jodl und Martin Bormann. Viele Zuhörer haben die Berichte, die über AFN ausgestrahlt werden, das Radionetzwerk der US-Streitkräfte. AFN Munich ist mit vier Reportern angereist: Harold Burson, Saul Green, Grady Edney und Walter Cleary. Sie dokumentieren den gesamten Verlauf des Prozesses – er wird live gesendet. Die Aufnahmen werden mittlerweile im Nationalarchiv in Washington D.C. aufbewahrt, online verfügbar sind sie auch über ein Projekt der Universität Yale:
https://avalon.law.yale.edu/subject_menus/imt.asp