Rundfunkgeschichte vom 22. Dezember

Das Radio geht 1920 zum ersten Mal in Deutschland auf Sendung: Mitarbeiter der Reichspost senden aus der Hauptfunkstelle Königs Wusterhausen bei Berlin. „Hallo Hallo, hier Königs Wusterhausen auf Welle 2700“, das sind die ersten Worte der ersten Rundfunksendung aus Deutschland.

In monatelangen Versuchen haben Techniker mit einem selbstgebauten Lichtbogensender experimentiert, um damit Sprache und Musik zu übertragen. An diesem Mittwoch ist es dann soweit – um zwei Uhr Nachmittags geht der Sender in Betrieb. Eine zerkratztes Schwarzweiß-Foto, das erhalten geblieben ist, zeigt fünf Angestellte der Deutschen Reichspost.

In einer kurzen Ansprache wird den Hörern ein „kleines, bescheidenes Weihnachtskonzert“ angekündigt. „Stille Nacht, heilige Nacht“ kann man damals hören, gespielt von Klarinette, Harmonium, Streichinstrumenten und Klavier. Es ist eine Sensation! Zum Abschluss wünschen die Sendepioniere ein frohes Weihnachtsfest. Diese Sendung vom Funkerberg in Königs Wusterhausen gilt als Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland.

In den USA ist man viel früher dran, dort gab es 1920 in Pittsburgh sogar schon den ersten kommerziellen Rundfunksender. Er überträgt die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahlen und spielt dazwischen Musik. In Europa ist man noch nicht so weit, die einzelnen Staaten haben lange versucht, wichtige Erfindungen in der Radiotechnik voreinander geheim zu halten. Erst nach dem 1. Weltkrieg geht es voran: Die Deutsche Reichspost übernimmt die Hoheit über das Funkwesen. Der Hochfrequenztechniker und Funkpionier Hans Bredow wird Vorsitzender des Direktoriums der Telefunken-Gesellschaft und Ministerialdirektor im Reichspostministerium.

Er hält 1919 in Berlin einen Vortrag über die Möglichkeiten eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Bredow setzt nicht nur auf Theorie, sondern auch auf Praxis: Wie man Musik und Sprache übertragen kann, führt er gleich während des Vortrags vor, mittels eines Röhrensenders. Er fordert „Rundfunk für jedermann“, eine Art „gesprochene Zeitung“. An einen Unterhaltungswert des Rundfunks glaubt außer ihm aber kaum jemand – bis zum Weihnachtskonzert 1920, das für Furore sorgt. Empfangen werden kann es nämlich überall in Mitteleuropa. Jubel-Telegramme treffen zum Beispiel aus Skandinavien, Luxemburg, den Niederlanden und England ein. Der Bann ist gebrochen.

1921 verwendet Bredow übrigens zum ersten Mal öffentlich die deutsche Bezeichnung „Rundfunk“ für das bisher überall gebräuchliche Wort „Radio“. Kurz zuvor ist er zum Staatssekretär für das Telegrafen-, Fernsprech- und Funkwesen ernannt worden. Schnell beginnt er mit der Organisation eines öffentlichen Rundfunks. Schon 1922 wird der „funktelephonische Dienst“ gegründet, der Wirtschaftsnachrichten übermittelt. Im Jahr darauf wird der Blitzfunkverkehr für Eilmeldungen mit besonders wichtigen Informationen aufgenommen und es werden die ersten Sendungen zur Unterhaltung im Rundfunk ausgestrahlt.

Als die Nazis am 30. Januar 1933 in die Regierung eintreten, reicht Bredow seinen Rücktritt ein. Als seine engsten Mitarbeiter verhaftet werden, bittet er in einem Telegramm an Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Hitler um ihre Freilassung – im Falle der Ablehnung verlangt er, ihr Schicksal zu teilen. Daraufhin wird auch er verhaftet und 16 Monate in U-Haft festgehalten.