Rundfunkgeschichte vom 04. Juli

Deutschland wird 1954 zum ersten Mal Fußballweltmeister. Die Erinnerung an dieses sogenannte „Wunder von Bern“ ist eng verknüpft mit der Radioreportage von Herbert Zimmermann. Fernsehen gibt es noch nicht für die breite Masse, Nachrichten mit aktuellen Bildern werden vor allem in den Wochenschauen der Kinos gezeigt – das einzige umfassende Informationsmedium ist damals das Radio. Vom Filmmaterial des WM-Endspiels zwischen der BRD und Ungarn sind heute auch nur noch 18 Minuten vorhanden, die Tonspur ist verschollen. Daher werden die Bilder der Torszene immer mit Herbert Zimmermanns Radiokommentar unterlegt.

Seine legendären Worte zu Helmut Rahns Siegtor: „Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder…“ Und weiter: „Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt – und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball – verloren diesmal, gegen Schäfer. Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“ Und später, nach dem Schlusspfiff, schreit er mit sich überschlagender Stimme ins Mikrofon schrie: „Aus, aus, aus – aus! – Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister …“

Zimmermann muss sich aber auch rechtfertigen – er hat Toni Turek, den Torhüter der deutschen Mannschaft, mit den Worten gelobt: „Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“ Wegen dieses Begriffs „Fußballgott“ muss sich Zimmermann öffentlich entschuldigen. Es wird sogar zeitweise diskutiert, ob er weiter als Sportreporter arbeiten darf – und er darf es: Seine letzte Radioübertragung ist das WM-Endspiel 1966, das Deutschland mit 2:4 gegen England verliert.