Rundfunkgeschichte vom 05. August

Die Schlagzeile der „New York Times“ am 5. August 1966 ist eindeutig: „Kommentar zu Jesus führt zu einem Radioverbot gegen die Beatles.“ Etliche US-Sender spielen die Beatles nicht mehr, warum? Es sind Aussagen von John Lennon, die fünf Monate vorher in einer britischen Zeitung gedruckt wurden, am 4. März vom „Evening Standard“. Die USA sind in Aufruhr. Denn es geht um Jesus. Aber warum gibt es erst so eine späte Reaktion?

Zuerst einmal: Was hat John Lennon eigentlich gesagt? Es war das hier: „Christianity will go. It will vanish and shrink. I needn’t argue about that; I’m right and I’ll be proved right. We’re more popular than Jesus now; I don’t know which will go first – rock ‘n’ roll or Christianity. Jesus was all right but his disciples were thick and ordinary. It’s them twisting it that ruins it for me.“

Übersetzt auf Deutsch lautet der Absatz also: „Das Christentum wird vergehen. Es wird verschwinden und schrumpfen. Darüber brauche ich nicht zu diskutieren; ich habe recht und ich werde recht behalten. Wir sind gerade populärer als Jesus; ich weiß nicht, was zuerst dahinscheiden wird – Rock’n’Roll oder das Christentum. Jesus war in Ordnung, aber seine Jünger waren dumm und einfältig. Ihr Verdrehen verdirbt die Sache für mich.“

In Großbritannien hat die Aussage keine große Reaktion hervorgerufen – nicht einmal von der Kirche. Der Pressesprecher der Beatles, Tony Barrow, bietet daher dem Jugendmagazin „Datebook“ die Interviews an, in denen die kontroversen Worte fielen. Barrow glaubt, dass es wichtig sei, den Fans zu zeigen, dass die Beatles nicht schlichte Popmusik machten, sondern auch intellektuell anspruchsvollere Arbeiten produzierten.

Im Juli 1966 werden die Interviews in „Datebook“ abgedruckt, allerdings mit dem Zitat von Lennon über das Christentum auf der Titelseite. Im Sender WAQY in Alabama fragen die Moderatoren nach der Meinung der Hörer. Das wiederum bekommt der Büroleiter einer Nachrichtenagentur mit. Ungefähr zwei Dutzend Radiosender folgen WAQYs Ankündigung, fortan keine Beatles-Songs mehr zu senden. Manche Sender im Süden der USA organisieren Demonstrationen, die Horden an Teenagern anziehen und bei denen öffentlich Beatles-Alben und Fanartikel verbrannt werden. Auch in Mexiko und Spanien kommt es zu Demonstrationen. Der Vatikan verurteilt Lennons Kommentare in einer öffentlichen Verlautbarung.

Am 11. August 1966 beginnen die Beatles ihre US-Tournee. Etliche Konzerte werden behindert oder abgesagt. George überlege ernsthaft die Band zu verlassen, wird aber überredet zu bleiben, unter der Bedingung, dass die vier nur noch Songs im Studio produzieren und keine Auftritte mehr geben würden.