Rundfunkgeschichte vom 08. Juni

Der 8. Juni 1924 geht in die Radiogeschichte ein als der Tag, an dem zum ersten Mal über einen politischen Kongress berichtet wird. Es ist Radioreporter Graham McNamee, der sich vom Parteitag der Republikaner aus Cleveland, Ohio, meldet. Es ist das erste Mal, dass in diesem neuen Medium über eine politische Veranstaltung dieser Art berichtet wird.

McNamee ist ein Pionier des US-amerikanischen Radios. Bekannt wird er durch die Übertragungen zahlreicher Sportereignisse, darunter sind mehrere World Series, Rose Bowl-Spiele, Meisterschaftsboxkämpfe und Indianapolis 500-Rennen.

Radioübertragungen von Sportereignissen sind in den 1920er Jahren eine neue Sache, die von Zeitungsschreibern übernommen wird, weil sie ja sowieso vor Ort bei den Wettkämpfen und Spielen dabei sind. Baseball ist der beliebteste Sport in den USA, doch die Zeitungsleute berichten sachlich, oft langweilig, und ihre Berichte sind in der Vergangenheitsform, da sie immer abgegeben werden, wenn ein Spielzug beendet ist.

1923 wird McNamee beauftragt, den Sportschreibern bei ihren Übertragungen zu helfen. Eines Tages sagt ein Zeitungsschreiber zu McNamee, er solle das Spiel alleine zu Ende bringen, und geht. McNamee ist kein ausgebildeter Sportjournalist, also beginnt er sofort zu beschreiben, was er sieht, während es passiert. Es ist eine Sensation für die Zuhörer!

Später ist McNamee auch bei den großen Parteitagen dabei, bei der Amtseinführung des US-Präsidenten und bei der Ankunft des Fliegers Charles Lindbergh in New York City, nachdem er seinen Transatlantikflug nach Paris im Jahr 1927 gemeistert hat. McNamee wird sogar auf der Titelseite des Time-Magazins abgebildet, am 3. Oktober 1927. Später ist er dafür verantwortlich, die Wochenschau zu vertonen. 1942 stirbt er im Alter von 53 Jahren.