Rundfunkgeschichte vom 18. Juli

Nicht immer kommen Witze im Radio gut an. Diese Erfahrung macht am 18. Juli 1970 der BBC Radio 1-DJ Kenny Everett. Er wird nämlich fristlos gefeuert. Auf Sendung hatte er gewitzelt, dass Mary Peyton, die Frau des konservativen Verkehrsministers, dem Prüfer einen Fünfer in die Hand gedrückt habe, als sie ihre Fahrprüfung ablegte.

Die Bemerkung war eine spontane Witzelei, die auf eine Meldung folgte, in der es darum ging, wie Mary Peyton nach vielen Versuchen endlich bestanden hatte. Die BBC hielt die Bemerkung für „unentschuldbar“. Aber vielleicht spielte ja auch etwas anderes eine Rolle? Plattenfirmen und Musikergewerkschaft verhandelten nämlich gerade über die „Needle Time“, um kommerziell aufgenommene Musik im Radio zu begrenzen. Dieses Vorhaben hatte Everett öffentlich verhöhnt.

Tatsächlich wurde nach Everetts Tod 1995 festgestellt, dass der Bestechungswitz nur eine Ausrede war und dass der wahre Grund darin lag, dass er drohte, die restriktiven Praktiken und Abmachungen mit der Musikergewerkschaft öffentlich zu machen. Denn die Begrenzung der Popmusik frustrierte nicht nur ihn und seine Hörer, sondern sorgte auch dafür sorgten, dass BBC Radio 1 weit weniger beliebt war als die Piratensender, die es verdrängen sollte.

Immerhin war Everett nicht dauerhaft „off air“: Zuerst sendete er bei den BBC Lokalsendern, später auch wieder bei Radio 1. Schließlich landete er beim Privatsender Capital Radio, als der Sender am 16. Oktober 1973 gegründet wurde.

Und vielleicht hätte es ohne ihn einen der großartigsten Rocksong, der je geschrieben wurde, nie auf Platte gegeben? Die Band Queen fragte ihn nämlich im Oktober 1975 um Rat wegen der außergewöhnlichen Länge des noch nicht veröffentlichten Songs „Bohemian Rhapsody“. Die Plattenfirma fürchtete, dass die vorgesehene Single im Radio wegen der Länge nicht gespielt werden würde. Der tapfere Everett spielte den Song daraufhin an einem Wochenende 14 Mal die Resonanz war überwältigend. Daraufhin wurde die Single am 31. Oktober 1975 veröffentlicht. 2012 wurde „Bohemian Rhapsody“ in einer Umfrage des Senders ITV zu dem Nummer 1-Hit gekürt, den die Briten am liebsten hören.