Rundfunkgeschichte vom 29. Juni

Am 29. Juni 1888 entsteht die älteste erhaltene Musikaufnahme in Großbritannien: Colonel George E. Gouraud ist der Vertreter von Thomas Alva Edison in London. Mit dem Wachswalzen-Phonographen nimmt er Teile von Händels Oratorium „Israel in Egypt“ auf. Drei der Walzen sind noch erhalten. Aufgeführt wird das Stück von einem fast 4000-stimmigen Chor.

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Diese Aufführung ist Teil der Händel-Festspiele. Sie werden von der Pressetribüne im Crystal Palace aufgenommen. Der Dirigent war Sir August Manns, der ein Orchester von etwa 500 Musikern und einen Chor von über 4000 Stimmen dirigierte. Es sind die frühesten Musikaufnahmen, die erhalten geblieben sind. Leider sind die Aufnahmen in einem sehr schlechten Zustand.

Erfunden hat Edison den Phonographen schon 1877. Ursprünglich ist er für Sprachaufnahmen gedacht – eine Art Diktiergerät. Der Phonograph besteht aus einem Schalltrichter mit einer Membran, die eine kleine Nadel trägt. Diese berührt einen mit Wachs überzogenen Zylinder. Dreht man eine Kurbel, dreht sich der Zylinder und bewegt sich gleichzeitig vorwärts. Wenn man in den Trichter spricht, schwingt die Nadel im Takt der Schallschwingungen hin und her und fräst eine wellenförmige Spiralrille ins Wachs. Setzt man nun die Nadel wieder an den Anfang der Rille und dreht erneut die Kurbel, erklingt der hineingesprochene Schall – allerdings undeutlich und verzerrt – aus dem Trichter.