Rundfunkgeschichte vom 20. Juli

Im Jahr 2001 wird die Version 1.0 von FLAC veröffentlicht. „FLAC?“ Viele werden fragen, was das denn ist. Die Abkürzung steht für „Free Lossless Audio Codec“, also übersetzt „verlustfreier Audio-Kodierer/-Dekodierer“. FLAC ist ein Codec zur verlustfreien Audiodatenkompression, der im Rahmen der Xiph.Org Foundation entwickelt wird. Los ging es im Jahr 2000, das Format wurde am 15. Januar 2001 festgelegt. Am 20. Juli 2001 wurde Version 1.0 veröffentlicht.

Im Gegensatz zu anderen Audiodatenkompressionsverfahren wie mp3 ist die Komprimierung bei FLAC verlustfrei, es gibt also keine Qualitätseinbußen. Dafür sind die komprimierten Dateien allerdings größer als bei mp3, nach Angaben der Entwickler erreicht FLAC durchschnittlich eine Komprimierung auf rund 50 Prozent der Ausgangsgröße. Eine Besonderheit ist, dass FLAC auch gestreamt werden kann.

Im Jahr 2004 wird FLAC zum Tagesgespräch, als die Band Metallica bekanntgibt, ihre Konzertmitschnitte künftig nicht nur im mp3-Format zu verkaufen, sondern für Musikliebhaber die Aufzeichnungen auch im FLAC-Format anzubieten.


Rundfunkgeschichte vom 18. Juli

Nicht immer kommen Witze im Radio gut an. Diese Erfahrung macht am 18. Juli 1970 der BBC Radio 1-DJ Kenny Everett. Er wird nämlich fristlos gefeuert. Auf Sendung hatte er gewitzelt, dass Mary Peyton, die Frau des konservativen Verkehrsministers, dem Prüfer einen Fünfer in die Hand gedrückt habe, als sie ihre Fahrprüfung ablegte.

Die Bemerkung war eine spontane Witzelei, die auf eine Meldung folgte, in der es darum ging, wie Mary Peyton nach vielen Versuchen endlich bestanden hatte. Die BBC hielt die Bemerkung für „unentschuldbar“. Aber vielleicht spielte ja auch etwas anderes eine Rolle? Plattenfirmen und Musikergewerkschaft verhandelten nämlich gerade über die „Needle Time“, um kommerziell aufgenommene Musik im Radio zu begrenzen. Dieses Vorhaben hatte Everett öffentlich verhöhnt.

Tatsächlich wurde nach Everetts Tod 1995 festgestellt, dass der Bestechungswitz nur eine Ausrede war und dass der wahre Grund darin lag, dass er drohte, die restriktiven Praktiken und Abmachungen mit der Musikergewerkschaft öffentlich zu machen. Denn die Begrenzung der Popmusik frustrierte nicht nur ihn und seine Hörer, sondern sorgte auch dafür sorgten, dass BBC Radio 1 weit weniger beliebt war als die Piratensender, die es verdrängen sollte.

Immerhin war Everett nicht dauerhaft „off air“: Zuerst sendete er bei den BBC Lokalsendern, später auch wieder bei Radio 1. Schließlich landete er beim Privatsender Capital Radio, als der Sender am 16. Oktober 1973 gegründet wurde.

Und vielleicht hätte es ohne ihn einen der großartigsten Rocksong, der je geschrieben wurde, nie auf Platte gegeben? Die Band Queen fragte ihn nämlich im Oktober 1975 um Rat wegen der außergewöhnlichen Länge des noch nicht veröffentlichten Songs „Bohemian Rhapsody“. Die Plattenfirma fürchtete, dass die vorgesehene Single im Radio wegen der Länge nicht gespielt werden würde. Der tapfere Everett spielte den Song daraufhin an einem Wochenende 14 Mal die Resonanz war überwältigend. Daraufhin wurde die Single am 31. Oktober 1975 veröffentlicht. 2012 wurde „Bohemian Rhapsody“ in einer Umfrage des Senders ITV zu dem Nummer 1-Hit gekürt, den die Briten am liebsten hören.


Rundfunkgeschichte vom 14. Juli

Man kann es ja mal versuchen, werden sich die Macher des Radiosenders WYHY auf 107,5 Mhz aus Nashville, US-Bundesstaat Tennessee, gedacht haben. Man kann ja mal versuchen, Elvis Presley lebend zu finden. Kurzerhand loben sie am 14. Juli 1988 eine Million US-Dollar aus für denjenigen, der beweist, dass Elvis noch lebt – und ihn dann auch noch ins Studio bringt (Adresse: 810 Division Street, Nashville, Tenn.,). Die USA werden zwar von einer „Elvis lebt“-Welle erfasst, aber bis heute konnte niemand Anspruch auf das Geld erheben. Der Sänger scheint wirklich nicht mehr unter uns zu sein.


Rundfunkgeschichte vom 13. Juli

Guglielmo Marconi meldet 1898 seine Radiotechnik zum Patent an. Es ist ein Quantensprung in der Informationstechnik, der nächste nach der Entwicklung des Telefons durch den Deutschen Philip Reis 1861 und der Patentanmeldung und Vervollkommnung der neuen Technik durch den Amerikaner Alexander Graham Bell 1876.

Heinrich Hertz hatte die elektromagnetischen Wellen nachgewiesen, die drahtlos durch die Luft übertragen werden konnten. Daraufhin begann der Italiener Marconi mit den ersten Telegrafieversuchen. 1899 stellte er eine drahtlose Verbindung über den Kanal zwischen England und Frankreich her, 1901 zwischen England und Neufundland. Die erste öffentliche transatlantische Kommunikation gelang Marconi 1903 über eine Distanz von 3840 Kilometer. Die Resonanz in der Öffentlichkeit war riesig! Er schaffte es beinahe, ein weltweites Monopol für die Fernübertragung von Nachrichten zu errichten.

Marconis drahtloser Telegraph konnte nur Morsezeichen übertragen, anderen Tüftlern gelang es, auch Sprache und Musik als elektrische Signale drahtlos um die Welt zu senden. Das war die Geburtsstunde des Sprechfunks. Von nun an konnten Gespräche von Schiffen aus um die ganze Welt geführt werden. Marconi gilt heute, gemeinsam mit Karl Ferdinand Braun, als Erfinder des Rundfunks. Noch zu Lebzeiten erfuhren beide eine hohe Auszeichnung. 1909 wurde ihnen für ihre Forschungen der Physik-Nobelpreis verliehen.

Geboren worden war Marconi 1874 als Spross einer italienischen Landadelsfamilie. Schon mit 20 beschäftigte er sich zunächst mit den theoretischen Arbeiten von Heinrich Hertz . Er machte viele Experimente, um mit einem Knallfunkensender größere Distanzen zu überbrücken. Außerdem gründete er die „Wireless Telegraph and Signal Company“ in London. Fun fact: Sieben der ersten acht Teilhaber an der Firma waren Personen aus der Whiskeybranche! Warum das? Marconis Mutter entstammte der Jameson-Dynastie.


Rundfunkgeschichte vom 12. Juli

Eine auch heute noch bekannte Band hat am 12. Juli 1962 ihren ersten öffentlichen Auftritt: Die Rolling Stones treten im Marquee Club in London auf. Mit dabei: Leadsinger Mick Jagger, die Gitarristen Keith Richards und Brian Jones, Ian Stewart am Keyboard, Bassist Dick Taylor und am Schlagzeug Tony Chapman. Etliche Quellen geben an, Mick Avory (der später bei den Kinks den Takt angeben sollte) habe am Schlagzeug gesessen, das ist aber offenbar eine Fehlinformation.

Der Auftritt an diesem legendären Donnerstagabend bestand aus 18 Songs, die Liste ist erhalten geblieben:

  1. Kansas City
  2. Baby What's Wrong
  3. Confessin' The Blues
  4. Bright Lights, Big City
  5. Dust My Blues
  6. Down The Road Apiece
  7. I'm A Love You
  8. Bad Boy
  9. I Ain't Got You
  10. Hush-Hush
  11. Ride 'Em On Down
  12. Back In The USA
  13. Kind Of Lonesome
  14. Blues Before Sunrise
  15. Big Boss Man
  16. Don't Stay Out All Night
  17. Tell Me You Love Me
  18. Happy Home


Rundfunkgeschichte vom 11. Juli

DJ Alan Freed geht am 11. Juli 1951 das erste Mal mit seiner „Moondog Rock 'n' Roll Party“ auf Sendung, bei WJW 850 AM in Cleveland, Ohio. Schon 1946 hatte das Fachmagazin Billboard von „Rock and Roll“ gesprochen, aber erst Freed schaffte es, den Begriff in aller Munde zu bringen. Und wo kommt der Mondhund her? Inspiriert wird der DJ von einem Instrumental namens „Moondog Symphony“, aufgenommen vom New Yorker Straßenmusiker Louis T. Hardin, genannt „Moondog“.

Alan Freed ist der erste Radio-DJ, der die neue Rockmusik unterstützt und im Mainstream-Radio ausstrahlt. Er erklärt es so: „Rock 'n Roll ist eigentlich Swing mit einem modernen Namen.“ Freed spielt auch Musik von afroamerikanischen Künstlern und nicht die „weißen“ Cover-Versionen, er organisiert Konzerte und schafft es so, Brücken zu bauen.

Die Karriere des Alan Freed geht nicht ganz so glanzvoll weiter wie die Karriere der von ihm präsentierten Musik: Der Payola-Skandal zerstört seine Reputation – es ist bekanntgeworden, dass Plattenfirmen die DJs ordentlich schmieren, damit diese bestimmte Songs bevorzugen. Dann kommt heraus, dass er sich als Co-Autor von Songs bezeichnet hat, was nicht stimmt. Am Ende kommt noch eine Anklage wegen Steuerhinterziehung. Alan Freed stirbt 1965 an den Folgen seines exzessiven Alkoholkonsums, mit 43 Jahren.


Rundfunkgeschichte vom 10. Juli

Nikola Tesla wird am 10. Juli 1856 in Smiljan im heutigen Kroatien geboren. Der geniale Erfinder und Physiker erhält in seinem Leben über 280 Patente in 26 Ländern, davon 112 in den USA. Dorthin wandert er 1884 aus, schon ein erfahrener Elektroingenieur und Maschinenbauer. Für Thomas Alva Edison arbeitet er eine Zeit lang, macht sich aber schnell selbständig. Sein Lebenswerk ist geprägt durch zahlreiche Neuerungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik, insbesondere der elektrischen Energietechnik.

1893 präsentiert Tesla erstmals öffentlich die Radio-Übertragung. St. Louis im US-Bundesstaat Missouri ist der historische Ort. Zwar hat der Ingenieur schon zuvor seine Erfindung hinter verschlossenen Türen präsentiert, hier allerdings macht er es das erste Mal in der Öffentlichkeit. Die Vorlesung trug den Namen: „On Light and Other High Frequency Phenomena“, auf Deutsch „Über das Licht und andere Hochfrequenz-Phänomene“. Dadurch wird das Prinzip der Radiokommunikation bekannt, also das Senden von Signalen durch den Raum zu Empfängern.

Noch vor der Entwicklung der Vakuumröhre enthalten Teslas Schriften alle Elemente, die später in Radiosysteme eingebaut werden. Er experimentiert zunächst mit magnetischen Empfängern, im Gegensatz zu anderen Erfindern wie Guglielmo Marconi. Diese benutzen Köhärer, also Geräte, die aus Rohren bestehen, die mit Eisenspänen gefüllt sind.

Teslas Arbeit ist anfangs nicht im Fokus der öffentlichen Diskussion, die von den Entwicklungen Marconis bestimmt wird. Anerkennung bekommt Tesla erst Jahrzehnte später, als 1943 das Oberste Patentgericht der Vereinigten Staaten feststellt, „dass Marconi in seinem Basispatent nichts tat, was nicht schon gesehen und offengelegt worden war“. Seitdem gilt Tesla als Erfinder des Radios. Er selbst erlebt den Triumph nicht mehr, ist er doch einige Monate zuvor, am 7. Januar 1943, im Alter von 86 Jahren gestorben.


Rundfunkgeschichte vom 08. Juli

Die Musikwelt sollte danach nicht mehr die gleich sein wie davor: Am 8. Juli 1954 spielt Radio-Moderator Dewey Phillips bei WHBQ in Memphis, Tennessee, einen Song, der Geschichte machen sollte: Es ist eine Aufnahme von „That's Alright Mama“ von Elvis Presley, einem jungen LKW-Fahrer und angehenden Musiker. Die Hörerreaktion ist sensationell und Phillips legt die Platte immer und immer wieder auf, insgesamt 14 Mal. So klingt sie:
https://www.youtube.com/watch?v=NmopYuF4BzY

Zu dieser Zeit ist Dewey Phillips die führende Radiopersönlichkeit der Stadt. Er ist der erste, der seine „Red, Hot & Blue“-Show im Radio und im Fernsehen gleichzeitig überträgt.

Phillips hat Humor, sieht gut aus - und er hat ein feines Gespür für Musik, die den Zuhörern gefiel, und er strahlt sowohl schwarze als auch weiße Musik aus, die im Memphis der Nachkriegszeit reichlich vorhanden ist. Er spielt viel Rhythm and Blues, Country, Boogie-Woogie und Jazz. Sein manisches Verhalten on air und vor der Kamera rührt allerdings von einer exzessiven Alkohol- und Drogensucht her. Schmerzmittel, Amphetamine und Drinks setzen ihm zu - Dewey Phillips wird mit gerade einmal 42 Jahren sterben.

Auch der junge Lastwagenfahrer, der bei Sun Records 3,98 Dollar (plus Steuer) auf den Tisch legt, um eine Schallplatte als Geburtstagsgeschenk für seine Mutter aufzunehmen, hat kein langes Leben – Elvis Presley wird ebenfalls nur 42 Jahre alt.


Rundfunkgeschichte vom 07. Juli

Hörspielserien ziehen in den frühen Jahren des Radios die Massen vor die Empfangsgeräte. Eine ganz besonders einflussreiche Serie wird am 7. Juli 1949 das erste Mal ausgestrahlt: „Dragnet“. Die NBC-Produktion schildert die Fälle eines engagierten Polizeiermittlers aus Los Angeles, Sergeant Joe Friday, und seiner Partner. Der Name der Sendung leitet sich von dem polizeilichen Begriff "Dragnet" ab, der ein System von koordinierten Maßnahmen zur Festnahme von Kriminellen oder Verdächtigen bezeichnet.

„Dragnet“ ist vielleicht das berühmteste und einflussreichste Polizei-Drama der Mediengeschichte. Die Serie vermittelt den Zuschauern ein Gefühl für die Langeweile und Plackerei, aber auch für die Gefahr und das Heldentum der Polizeiarbeit. Die öffentliche Meinung über Polizisten verbessert die Serie eindeutig. Schauspieler und Produzent Jack Webb strebt bei Dragnet ein großes Maß an Realismus an. Mal reinhören? Bitte:
https://youtu.be/Gkly3MfrpvY

Der kulturelle Einfluss der Serie ist so groß, dass nach einer Laufzeit von mehr als 70 Jahren Elemente von „Dragnet“ auch denjenigen vertraut sind, die die Sendung nie gesehen oder gehört haben. Die bedrohliche, viertönige Einleitung der Bläser- und Paukenmusik (mit dem Titel „Danger Ahead“) hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert.


Rundfunkgeschichte vom 04. Juli

Deutschland wird 1954 zum ersten Mal Fußballweltmeister. Die Erinnerung an dieses sogenannte „Wunder von Bern“ ist eng verknüpft mit der Radioreportage von Herbert Zimmermann. Fernsehen gibt es noch nicht für die breite Masse, Nachrichten mit aktuellen Bildern werden vor allem in den Wochenschauen der Kinos gezeigt – das einzige umfassende Informationsmedium ist damals das Radio. Vom Filmmaterial des WM-Endspiels zwischen der BRD und Ungarn sind heute auch nur noch 18 Minuten vorhanden, die Tonspur ist verschollen. Daher werden die Bilder der Torszene immer mit Herbert Zimmermanns Radiokommentar unterlegt.

Seine legendären Worte zu Helmut Rahns Siegtor: „Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder…“ Und weiter: „Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt – und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball – verloren diesmal, gegen Schäfer. Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“ Und später, nach dem Schlusspfiff, schreit er mit sich überschlagender Stimme ins Mikrofon schrie: „Aus, aus, aus – aus! – Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister …“

Zimmermann muss sich aber auch rechtfertigen – er hat Toni Turek, den Torhüter der deutschen Mannschaft, mit den Worten gelobt: „Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“ Wegen dieses Begriffs „Fußballgott“ muss sich Zimmermann öffentlich entschuldigen. Es wird sogar zeitweise diskutiert, ob er weiter als Sportreporter arbeiten darf – und er darf es: Seine letzte Radioübertragung ist das WM-Endspiel 1966, das Deutschland mit 2:4 gegen England verliert.