Rundfunkgeschichte vom 28. Januar

Diese Musik kommt an: Elvis Presley hat am 28. Januar 1956 seinen ersten Auftritt im landesweiten US-Fernsehen in der „The Dorsey Brothers Stage Show“ auf CBS. Gesendet wird die Show aus New York, aus dem CBS-TV Studio 50, dem jetzigen Ed Sullivan Theater.

DJ Bill Randle kündigt den Sänger an: „An dieser Stelle möchten wir Ihnen einen jungen Mann vorstellen, der wie viele andere Künstler - darunter auch Johnnie Ray - aus dem Nichts über Nacht zu einem großen Star wurde. Diesen jungen Mann haben wir zum ersten Mal gesehen, als er einen Kurzfilm drehte. Wir glauben, dass er heute Abend für Sie Fernsehgeschichte schreiben wird. Wir möchten, dass Sie ihn jetzt kennen lernen - Elvis Presley!“

Elvis trägt ein schwarzes Shirt, weiße Krawatte, eine Hose mit glänzenden Streifen und ein Sakko. Er singt „Shake, Rattle & Roll / Flip, Flop & Fly” gefolgt von „I Got A Woman”. Die Reaktionen sind positiv, der junge Sänger wird für weitere fünf Auftritte gebucht und erhält pro Show eine Gage von 1.250 US-Dollar.

Nach dem Auftritt steigen die Verkaufszahlen von „Heartbreak Hotel“ sprunghaft - der Elvis-Furor bricht jedoch erst nach seinen nachfolgenden Auftritten in den TV-Shows von Milton Berle und Steve Allen aus.


Rundfunkgeschichte vom 27. Januar

Was macht die Faszination des Mediums Radio aus? Natürlich auch die Möglichkeit, mit Stimmen, Geräuschen und Musik zu experimentieren. Am 27. Januar 1956 startet der „CBS Radio Workshop“, eine experimentelle, dramatische Radioserie, die bis September 1957 ausgestrahlt wird. Jeweils 30 Minuten lang sind die einzelnen Teile. Die Sendung ist auch der Versuch, die an das Fernsehen verlorengegangenen Hörer wieder zurückzugewinnen.

Die erste Sendung ist eine zweiteilige Adaption von Aldous Huxleys „Brave New World“, die vom Autor selbst eingeleitet und erzählt wird.

Aldous Huxley in einem Foto von Antonio Marín Segovia, CC-BY-NC-ND 2.0

Das Time Magazine beschreibt, welcher Aufwand getrieben wird: „Es brauchte drei Radio-Tontechniker, einen Kontrollraum-Ingenieur und fünf Stunden harte Arbeit, um das Geräusch zu erzeugen, das weniger als 30 Sekunden lang auf Sendung war. Der Sound bestand aus einem tickenden Metronom, Tom-Tom-Schlägen, blubberndem Wasser, einem Luftschlauch, Kuh-Gemuhe, zwei Arten von „Boing!“, Oszillator, tropfendes Wasser (zwei Arten) und drei Arten von Weingläsern, die gegeneinander klicken. Sorgfältig gemischt und auf Band aufgenommen, war der Effekt immer noch nicht ganz richtig. Dann wurde das Band rückwärts abgespielt und ein kleines Echo hinzugefügt. Das war's.“

Zu den Schriftstellern, die für die Serie adaptiert werden, gehören Edgar Allan Poe, Christopher Isherwood, Mark Twain und Thomas Wolfe.


Rundfunkgeschichte vom 26. Januar

Der Schotte John Logie Baird präsentiert am 26. Januar 1926 in London ein funktionierendes Fernsehsystem vor Mitgliedern der Royal Institution. Es ist der Durchbruch, eine Revolution!

Die Erfindung heißt „Televisor“ und Baird nutzt mechanische Drehscheiben, um bewegte Bilder in elektronische Impulse umzuwandeln. Diese Informationen werden dann per Kabel auf einen Bildschirm übertragen, wo sie als niedrig aufgelöste Hell-Dunkel-Muster angezeigt werden. Er baut auf den Erkenntnissen der Scheibe auf, die der Deutsche Paul Nipkow sich 1884 hat patentieren lassen. Bairds erste Fernsehsendung zeigt die Köpfe von zwei Bauchrednerpuppen, die er vor dem Kameraapparat außer Sichtweite des Publikums bedient.

Am 8. Februar 1928 gelingt Baird die transatlantische Übertragung eines Fernsehbildes von London nach New York. Das Bild läuft zunächst über Telefonleitungen zu einem Kurzwellensender in Coulsdon, von wo aus es über den Atlantik gestrahlt wird. Die BBC sendet von 1930 bis 1935 in dem von Baird eingeführten Verfahren mit 30 Zeilen und 12,5 Bildern pro Sekunde.

Langfristig kann sich das mechanische Fernsehen nicht gegen vollelektronische Fernseher mit Kathodenstrahlröhren behaupten. Wichtige Impulse hat John Logie Baird aber ohne Zweifel gegeben, auch für Farbfernsehsysteme.


Rundfunkgeschichte vom 25. Januar

Erfinder Alexander Graham Bell und sein Assistent Thomas Watson haben das erste Telefonat überhaupt geführt – 1876 von einem Raum zum nächsten. Am 25. Januar 1915 sprechen die beiden Männer wieder miteinander – allerdings ist Bell in New York und Watson in San Francisco. Sie sprechen über eine Distanz von 3400 US-Meilen – und verstehen sich sehr viel deutlicher als 38 Jahre zuvor von Raum zu Raum. Es ist der erste transkontinentale Telefondienst in den USA.


Rundfunkgeschichte vom 23. Januar

Es ist neblig vor Nantucket, der Atlantik-Insel des US-Bundesstaates Massachusetts südlich von Cape Cod, als am 23. Januar 1909 das britische Passagierschiff RMS „Republic“ von dem italienischen Dampfer „Florida“ gerammt wird. Die „Republic“ wird an der Backbordseite bis in Höhe der Passagierkabinen beschädigt und die Maschinen- und Kesselräume laufen voll.

Das Passagierschiff RMS „Republic“

Auf beiden Schiffen kommen jeweils drei Menschen ums Leben, durch die beim Aufprall erlittenen Verletzungen. Dass es nicht sehr viel mehr Tote gegeben hat, liegt daran, dass die „Republic“ einen Notruf sendet. Der Funkspruch lautet vollständig: „CQD! An alle! Seenot! Republic von unbekanntem Dampfer 26 Seemeilen südwestlich von Nantucket gerammt.“ Und als Zusatz: „Brauchen dringend Hilfe.“ Mit dem Morsezeichen CQD ist zum ersten Mal ein ferntelegrafischer Notruf abgesetzt worden.

Zwar wird das CQD von verschiedenen Schiffen empfangen, es ist jedoch schwierig, das Schiff in dem dichten Nebel zu finden. Die „Republic“ kann sich noch 39 Stunden über Wasser halten, alle 1500 Menschen von Bord der beiden Havaristen werden von den über Funk herbeigerufenen Schiffen aufgenommen. Bis heute zählt dieser Personentransfer auf offener See zu den größten Rettungsaktionen, die je stattgefunden haben. In den Zeitungen werden lange Berichte verfasst, es ist ein Medienereignis.

Es hat sich gezeigt, wie wichtig Notrufe sind. Ab 1904 gilt das Notsignal CQD. Schon 1906 wird der Internationale Funkentelegraphen-Vertrag unterzeichnet, mit einer Vereinbarung über ein international einheitliches Seenotzeichen, nämlich SOS. Das Morsezeichen drei kurz, drei lang, drei kurz soll unmissverständlich sein und Funkwachen in aller Welt über ein Schiff in Seenot alarmieren. Bis zur einheitlichen Anwendung des Hilferufs vergehen aber noch viele Jahre.


Rundfunkgeschichte vom 22. Januar

Am 22. Januar 1931 wird in Berlin das Haus des Rundfunks eingeweiht. Errichtet wird ist das Gebäude zwischen 1929 und 1931 gegenüber dem Funkturm am neu entstehenden Berliner Messegelände. An der Masurenallee ist das Gelände etwa 200 Meter lang. Im Gebäude sind zwei große Sendesäle vorhanden, mehrere kleine Studios, Probenräume, Garderoben, Technikräume, Büros. Das Gebäude ist sowohl architektonisch wie auch rundfunkgeschichtlich von großer Bedeutung.

Ab 1931 senden von hier die Funk-Stunde Berlin, die Deutsche Welle – der spätere Deutschlandsender – und der Deutsche Fernseh-Rundfunk. Von 1939 bis 1945 ist das Haus des Rundfunks der Sitz des gleichgeschalteten Großdeutschen Rundfunks, der dem Propagandaministerium von Goebbels unterstellt ist.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs besetzt die Rote Armee den Gebäudekomplex, das Haus wird zum Spielball der Weltmächte während des Kalten Krieges. Obwohl im britischen Sektor gelegen, weichen die Russen nicht. Die Sendetechnik bringen sie in den Ostteil der Stadt, bevor sie es 1956 an den Berliner Senat zurückgeben. Von außen nahezu unversehrt, ist im Inneren der Zustand katastrophal. Eine aufwendige Sanierung sorgt dafür, dass ab 1957 der Sender Freies Berlin das Haus des Rundfunks nutzen kann. Heute hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) hier seinen Sitz.


Rundfunkgeschichte vom 21. Januar

Es ist ein Rekordalbum, wie es nicht viele gibt: Der Soundtrack des Films „Saturday Night Fever“ mit den Hits der Bee Gees erreicht am 21. Januar 1977 die Nummer 1 der US-Albumcharts und bleibt dort für 24 Wochen. Weltweit werden mehr als 40 Millionen Exemplare verkauft. Für 14 Jahre ist „Saturday Night Fever“ der meistverkaufte Soundtrack – bis zum Film „Bodyguard“, der 1992 die Zuschauer in die Kinos bringt und das Album von Whitney Houston und anderen Künstlern zu einem riesigen Hit macht. 45 Millionen Exemplare werden weltweit davon verkauft.


Rundfunkgeschichte vom 20. Januar

Skurrile Werbeaktionen für Radiosender gibt es seit es Radiosender gibt. Eine besonders skurrile Aktion beginnt am 20. Januar 1959, nämlich der „Stay Awake Marathon“, also der „Marathon im Wachbleiben“ von Moderator Peter Tripp. Er arbeitet für WMGM 1050 AM in New York City und will die Wohltätigkeitsorganisation March of Dimes unterstützen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Gesundheitssituation von Neugeborenen zu verbessern.

Peter Tripp setzt sich also in eine Glaskabine am Times Square, um von dort zu moderieren. Mehr als 200 Stunden will er wach bleiben. Doch wird das klappen? Es ist ein verrücktes Experiment, nach ein paar Tagen beginnt er zu halluzinieren und die beobachtenden Wissenschaftler und Ärzte geben ihm Medikamente, um ihn wach zu halten. Erst nach 201 Stunden bekommt er Schlaf. Ein Bericht über das Experiment ist hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=nSNRdvusmQs

Tripp erleidet offenbar psychische Schäden, er glaubt, er sei ein Hochstapler seiner selbst, und behält diesen Gedanken eine Zeit lang bei.

Seine Karriere bekommt kurz darauf einen massiven Dämpfer, als er in den Payola-Skandal von 1960 verwickelt wird. Wie mehrere andere Discjockeys (darunter Alan Freed) hat er bestimmte Platten gespielt und dafür Gegenleistungen von Plattenfirmen bekommen. Nur wenige Wochen nach seinem Wachbleib-Auftritt wird gegen ihn Anklage erhoben, und es stellt sich heraus, dass er 36000 Dollar an Bestechungsgeldern angenommen hat. Wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr wird er zu einer Geldstrafe von 500 Dollar und einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Auch sein Wachbleib-Rekord hat nicht lange Bestand. Andere DJs versuchen, ihn zu überbieten und Dave Hunter aus Florida ist erfolgreich (er bleibt 225 Stunden wach).

Nachdem er WMGM verlassen hat, gelingt es Tripp nicht, sich in der Welt des Radios wieder zu etablieren. Erfolg hat er später im Verkauf und Marketing von Fitnessgeräten. Er ist auch freiberuflicher Motivationsredner, Autor und Börsenmakler. Am 31. Januar 2000 stirbt er im Northridge California Hospital im Alter von 73 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls und hinterlässt zwei Söhne und zwei Töchter. Seine vier Ehen hatten alle in Scheidung geendet.


Rundfunkgeschichte vom 19. Januar

Die ersten Buchstaben hat Guglielmo Marconi schon 1901 über den Atlantik geschickt, schnell will er mehr erreichen. Er baut große Sende- und Empfangsstationen, die eine sensible Technik benötigen und sehr viel Strom. Am 19. Januar 1903 ist es soweit: Marconi sendet den ersten transatlantischen Funkspruch von US-Präsident Theodore Roosevelt an den britischen König Edward VII. Übersetzt in Morsezeichen kommt die Nachricht an. Sie lautet:

Seine Majestät König Edward VII. in London:
In Anbetracht des wunderbaren Triumphs der wissenschaftlichen Forschung und des Einfallsreichtums, der durch die Perfektionierung des Systems der drahtlosen Telegrafie erreicht wurde, übermittle ich Ihnen und dem gesamten Volk des Britischen Empire im Namen des amerikanischen Volkes die herzlichsten Grüße und guten Wünsche.
Theodore Roosevelt
Wellfleet, MA, 19. Januar 1903

Die Zeitung „The Evening World“/ Library of Congress

Die Zeitungen titeln: „Das Wort wird von Roosevelt zu König Edward geblitzt.“ Marconi und seine Assistenten Kemp, Taylor, Sargent und Bradfield sind den Berichten zufolge überrascht, dass die Nachricht beim ersten Versuch, direkt empfangen wird.


Rundfunkgeschichte vom 18. Januar

Der US-amerikanische Erfinder und Unternehmer Ray Dolby wird am 18. Januar 1933 in Portland im US-Bundesstaat Oregon geboren. Der Name Dolby steht vor allem für satten Sound im Kino, für mehrkanalige Soundsysteme mit knackigen Bässen. Doch der geniale Tüftler steht für viel mehr – nämlich Sound ohne Rauschen.

Als Schüler verdient er sein erstes Geld mit einem Aushilfsjob beim Tonbandgeräte-Hersteller Ampex, studiert danach Elektrotechnik an der Stanford University und macht seinen Doktor in Physik an der Uni von Cambridge. Bei Ampex arbeitet er am Quadruplex-Videorekorder-System mit, es ist das erste Videorekorder-System, das kommerziellen Erfolg hat. Zwischenzeitlich war Ray Dolby für die US-Armee und als technischer Berater für die UN tätig, ehe er die Firma Dolby Laboratories.

Zum ersten Mal bekannt wird der Name Dolby 1966, als der Erfinder das Rauschunterdrückungssystem Dolby-A vorstellt. Es ist ein Kompressionssystem für Studio-Magnettonbandgeräte. Es besteht aus vier voneinander unabhängig arbeitenden Kompressoren. Das verbessert entscheidend den Dynamikumfang der Aufnahmen.

Es folgt zwei Jahre später das zur Verbesserung der Klangqualität von Compact-Cassetten gedachte Dolby-B-System. Während der Aufnahme wird das Signal frequenz- und pegelabhängig verstärkt auf die Kassette aufgespielt und bei der Wiedergabe möglichst exakt um den gleichen Betrag abgeschwächt. So wird auch das störende Bandrauschen vermindert.

Ray Dolby arbeitet in den späten 1960er Jahren auch daran, den Film-Lichtton zu verbessern. Die von ihm und seinem Mitarbeiter Ioan Allen gefundene Lösung namens Dolby Stereo kombiniert Dolby A mit einer Matrix und weiteren Schaltungen. Für Cassettendecks folgt als verbessertes Rauschunterdrückungssystem Dolby C, für Tonstudios und später Film Dolby SR und davon abgeleitet Dolby S für Cassettenrecorder.

Ray Dolbys wichtigste Erfindung ist die Erfindung des Surround-Sounds. Um das Kinoerlebnis zu revolutionieren, arbeitet er an einer Methode, räumlichen Klang ins Kino zu bringen. Der Zuschauer soll das Gefühl bekommen, vom Klang umgeben und so ins Geschehen eingebettet zu sein. Erstmals kommt die Technik in „Star Wars“ zum Einsatz und begeistert sofort.

Nach 5.1 – also fünf Kanälen plus Subwoofer – kommt 7.1. 2012 wird dann Dolby Atmos entwickelt. Bei dieser Technologie ist der Sound nicht mehr kanalgebunden. Stattdessen können bis zu 64 Lautsprecher individuell angesteuert werden. Bei Dolby Atmos kommt der Sound auch direkt von oben. Die Herkunft des Klangs kann so im Raum genau definiert werden.

Seine Leute entwickeln immer neue Soundideen, Dolby Laboratories, Inc hat über 2200 Mitarbeiter. Der Großmeister Ray Dolby selbst ist am 12. September 2013 in San Francisco im Alter von 80 Jahren an Leukämie gestorben.